Samstag, 26. Januar 2008

Jimmy's Zeilen (Kein Wert auf Vorständigkeit)

"You say that love goes anywhereIn your darkest time, it's just enough to know it's there"

(Polaris)



"There's lots of smart ideas in books I've never read. When the girls come talk to me I wish to hell I had"

(Big Casino)



You are smaller, getting smaller.But I still see you.

(Goodbye Sky Harbor)



We'll dance off time to the songs we've never liked.and sing off key thinking it sounds all right.

(Episode IV)



We once walked out on the beach and once I almost touched your hand.

(If You Don't. Don't)



Emos sind auch Menschen.

Freitag, 11. Januar 2008

Der Regen, der König und The Band

Der Hagel hat sich - ohne es mir mitzuteilen - in einen plumpen und doch starken Regenschauer gewandelt. Hingebungsvoll und gleichmäßig tätschelt er mir die Stirn, die ich soeben aus dem Regionalexpress gestreckt habe. Den samtroten Koffer im Schlepptau geht’s gemütlich und genügsam meinen alten Schulweg hinunter. In die Nacht, die bereits vor langer Zeit begonnen hatte. Die freie Hand in der Hosentasche. Vorbei an der alten Kastanie und dem Logistikzentrum hinter der (bei Steineinschlag) lustig klingenden Plastikwand. Vorbei an Erinnerung und Nostalgie, hinein in ein Gefühl von Wärme und Euphorie.
Ich höre mir selbst beim atmen zu, während „The Band“ über die weißen Kopfhörer exklusiven Eintritt in meine Magen- und Gefühlsszenekneipen erhält. Es wird gesäuselt, gehadert und manchmal auch gelacht. Natürlich alles nur wegen Frauen. Ehrensache.
Meine Welt gerät in Rücklage, als ich die Arme ausbreite und den Kopf in den Nacken lege. Der Koffer klatscht in eine Pfütze und meine Welt beginnt sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller werdend. Mein Gleichgewicht hab ich schon gestern im Plattenladen als Pfand zurück gelassen und somit nichts zu befürchten. „The Band“ rotzt mir dabei ein knochiges, verstaubtes Riff nach dem anderen zwischen die Beine, bringt mich aber nicht zu Fallen. Es ist existenziell, groß und kriegerisch. Erbittert wird dieser Kampf ausgefochten. Meine Adern pulsieren und meine Gesichtszüge entgleiten. Eine Fratze wird nach der Anderen dem Regen entgegen gesworfen. Meine ehemals mit Aufmerksamkeit bedachten Haare helfen dem Regen wo sie nur können, indem sie es sich zur Aufgabe gemacht haben meine Stirn zu umschwärmen und dabei kleine aber seltene Geschichten wiederzugeben, die sie in harmonieerfüllten Nächten erzählt bekommen haben. Von Frauen natürlich. Ehrensache.
Dem Koffer ist kalt und nass, weshalb ich ihn kurzentschlossen mit lauten Getöse und Gebrüll, laufend, ja sprintend über die Strasse ziehe. Fahrtwind, Baby! Weder vor, noch hinter mir ist jemand. "Einmal König sein." In diesem Moment verstehe ich diese Worte in ihrer Wahrhaftigkeit und halte inne um ihnen den nötigen Respekt entgegen zu bringen. Die Haare hinter die Ohren, „The Band“ spielt den schönsten aller Rausschmeißer und die Augenlider bekommen eine Massage von der großen, weiten Welt. König sein! König sein, über diese Strasse, meinen Magen und den Regen. Ja! Ich setze mich mitten auf den Mittelstreifen und gebiete mir selbst und meinen samtroten Thron Einhalt. Meine Nacht hat ihren Höhepunkt und ich höre erneut in mich hinein. In Wellen reden mein Bauch und mein Herz miteinander und sind sich so einig wie selten. Der Wind setzt ein, der C-Teil ebenso und dann flüstere ich mir die größte Songzeile aller Zeiten vor, als ob ich sie einem begehrenswerten Mädchen vorsinge, die diese noch nicht kennt. Ehrensache.

Dann hupt ein VW und ich gehe mit „The Band“ auf Abschiedstournee. „Vielleicht sollte ich meine Memoiren schreiben?“, fragt meine Stirn; „Über alles was mich ausmacht. Über all die Liebe und all die Frauen. Es wird Zeit.“ „Aber nicht mehr heute“ schlägt es nasskalt zurück.

„Morgen vielleicht…“, wagt mein Knöchel eine Prognose in die dunkle Zukunft voller Einsamkeit, Unterwürfigkeit und; Exfreundin. Die! Die, mit den Geschichten aus der Nacht, dem Geruch im Bettlaken, dem seidig, sanften Abdruck in meinem Bauchnabel und neuer Quadratfresse auf ihrer Brust. Ehrensache. – Mein Knöchel war schon immer scheiße.

Der Schlüssel dreht sich wie von selbst und ich trete hinter die Tür. Ich fliege über den Flur ohne mir die Schuhe auszuziehen. Die Kaffeemaschine hat an mich gedacht und auch der Toaster freut sich mich zu sehen. Irgendwie finde ich den Weg ins Bett und irgendwie stehe ich am nächsten Morgen im Bad. Meine Krone hängt an der Garderobe und auch meine majestätischer Perlenschmuck dreht in der Waschmaschine alleine seine Runden. Nur „The Band“ ist geblieben, schaut aber auch nur noch nachdenklich und verkatert auf den Boden: Mir rauer, heiserer Stimme holt sie trotzdem aus: „Welch Königreich ohne Königin – Welch Königin ohne Volk – Welch Volk ohne Macht – Welch Macht ohne Tat.“
Ich entschließe mein Laken zu wechseln und meine Memoiren zu schreiben, während ich fragend in den blauen Himmel schaue. Ich bin auf der Suche nach einer neuerlichen Pause von dieser gottverdammten, menschenunwürdigen Drecksscheiße. Ich bin auf der Suche nach Regen.

Freitag, 4. Januar 2008

Nichts zu verlieren

Frei nach "Billy Talent" für die Wenigen, die es noch mit mir aushalten

Es ist nun mal so; niemand, wirklich niemand mag traurige Menschen. Auch die Traurigen mögen keine traurigen Menschen. Weder sich selbst noch andere, in denen sie sich selbst wiederzuerkennen glauben.
Ein Fiasko; jedes Mal wenn der Traurige wieder mal einsam durch die Welt läuft und nicht mehr traurig sein will und doch traurig ist, weil er alleine ist, will niemand, wirklich niemand etwas mit ihm zu tun haben. Denn er ist traurig. Dadurch wird er nur noch einsamer, noch trauriger.
Man sagt dem Traurigen, dass er doch endlich mal wieder Spaß haben sollte, denn er hätte doch nichts zu verlieren und der Traurige geht wieder in die Welt und will heute Spaß haben. Er geht in die Disko, denn dort haben alle Menschen Spaß. Dort fühlt er sich einsam, weil er anscheinend als einziger keinen Spaß hat. Er wird traurig. Man sagt ihm, er solle Menschen ansprechen, neue Menschen kennen lernen. Doch Menschen sind alle alt, alle gleich. Sie wollen nichts, wirklich nichts mit traurigen Menschen zu tun haben. Somit lernt er keine neuen Menschen kennen. Er spricht sie nicht an, denn wenn er dies tun würde, würde er seine letzte Chance verlieren. Er hätte die absolute Gewissheit, dass die Menschen ihn nicht sehen, ihn wirklich nicht wollen, wenn sie ihm dann abwimmeln, weil er traurig ist. Er hätte alles verloren.
Drum geht er, wie immer, allein nach Haus und ist traurig. So traurig, dass er ein ganz trauriges Lied in der Endlosschleife hört und es weht: “I’d always walk home alone / So I became lifeless / Just like my telephone / Teachers said "it's just a phase" / When I grow up my children / Will probably do the same / There’s nothing to lose / When no one knows your name / There’s nothing to gain / But the days don’t seem to change / There’s nothing to lose / My notebook will explain / There’s nothing to gain / And I can’t fight the pain / There’s nothing to lose / When no one knows your name / There’s nothing to gain /And I just died today ! And I just died today / And I just died today” immer wieder durch seine Ohren. Immer wieder weht es durch seine Ohren. Er weiß sich jetzt einfach nicht anders zu wehren und schreibt dabei unter dicken Tränen „Nichts zu verlieren“ in seinen Laptop…