Es hat mal jemand gesagt: „Wenn man jung ist, versucht man sein Feindbild zu bekämpfen. Und in diesem Kampf wird man vor lauter Narben seinem vernarbten Feindbild immer ähnlicher. Wenn man alt ist, merkt man, dass man sein eigener Feind ist – oder auch früher“.
Das hat nicht wirklich jemand gesagt, sondern ich habe das eben gedacht, aber es klingt einfach erhabener, größer, pathetischer als es einfach nur so aufgeschrieben.
Es gibt ja diesen Churchill-Spruch, kein Herz, kein Hirn und so..., der meint das selbe. Nur wertet er die Sache anders.
Und während ich so dahin fasele bin ich der seligste Beweis für meine eigene Theorien, wie praktisch. Ich wollte nie einer dieser Typen werden, die 7/24 die ganze Welt immer durch ihre Fachspezifische Brille betrachten. Jeder Mensch wird auf die Frage, wie er die Welt retten könne anders antworten. Der Mediziner wird sagen: „mit Medikamenten und Versorgung für alle“. Der Journalist sagt: „Pressefreiheit und das ganze ideologische Zeug“. Der Prister: „Glaube“. Der Philosoph: „Denken“ Mh... . Der Politiker: „Freiheit“. Der Neoliberale: „Steuern runter“. Und ich? Ich würde wohl erstmal sagen, dass ich gegen Monokausalitäten bin. Wenn ich mich aber auf eine Sache beschränken müsste, so würde ich sicherlich irgend wen aus Kultur und Medien zitieren. Ich weiß nicht. Goethe? Stanley Kubrick? Monthy Python? Brecht? Bärbel Höhn? Kettcar? Dr. Cox? Homer Simpson? Eher als Kant... soviel ist sicher. Aber doch, würde ich als angehender Medien-irgendwas-Fuzi eben wie ein Medienwissenschaftler, wie ein Akademiker antworten. Ich bin Teil eines Systems, dass uns beibringt, dass Denken das Zusammenführen von Gedanken anderer ist (man nennt das Fußnoten), bis man dies in genug Büchern getan hat um dann verbittert vom ganzen korrekt zitieren und dem ganzen verdammt trockenen Stoff durchwälzen endlich selbst (jetzt verbitterte) sich Gedanken zu machen.
Ich bin Teil eines Mediensystems, welches nach Regeln arbeitet, die jeder akzeptiert aber keiner weiß woher sie kommen. Einem System, welches Michael Moore mehr kritisiert als Henry Kissinger. Welches mehr über über KFZ-Steuern redet als über die anhaltenden Kriege in Zentralafrika. Welches Christiansen durch Will „ersetzt“. Welches Wikipedia nicht als Quelle akzeptiert, den Focus aber schon. Welches mich dafür kritisieren würde, dass ich unreflektiert bin – hätte ich Telepräsenz.
Und doch, in zehn Jahren stehe ich auf einer Tagung und werde darüber reden wie viel Filme erreichen können (im Gegensatz zum Steinewerfen, zum Beispiel), wie wichtig es ist – wenn nötig auch mit Waffengewalt – das ökonomische Gleichgewicht in Mittelasien aufrecht zu erhalten und warum es gesamtgesellschaftlich sinnvoll und gut für alle ist den Spitzensteuersatz zu senken (plakativ?).
Ich mache mich auf die Reise all dies zu werden. Ich werde Bücher schreiben, die voll sind mit Zitaten, weniger von Homer Simpson oder Michael Moore. Mehr Zitate von Platon, Nölle-Neumann, Nietzsche und dem Typen der das Wort „Leistungsprinzip“ erfunden hat. Ich werde verbittert über die heutige, ungebildete Jugend reden, ohne zu merken, dass ich es war, der ihre Bildungssituation mit geschaffen hat. Ich werde einen Zaun um mein großes, von Bertelsmann bezahltes Haus bauen, damit meine Kinder gut schlafen. Ich werde privat versichert sein.
Und wenn ich dann von meinen Kindern gefragt werde, wie ich früher war, werde ich mit glühenden Augen berichten. Ich war ein Kämpfer. Im Untergrund. Ein investigativer Journalist, der seinen Dozenten und dem System trotzte. Als Beweis werde ich dabei auf diesem Blog verweisen und meine DVD-Sammlung mit Fight Club, Wag the Dog und den zwanzig Michael Moore-Filmen aus dem Keller holen. Oder meine Pearl Jam oder Die Ärzte Platten, die voll links sind, echt.
Fällt ihnen was auf? Ich bin wieder in meiner Welt. Der Medienwissenschaftler, der Kulturtyp, der die Welt rettet, mit nur einem Satz. Also, einmal, weil es so schön klingt. Den hab ich mir verdient. Weil es sich so gut an fühlt, ein Zitat für den Weltfrieden. Nur eins: „Auf den Alkohol – die Lösung und Ursache sämtlicher Probleme“ (Homer Simpson). Ein Witz, ein reines Gewissen, ein neuer Blogeintrag. „Gott ist Tod“ (Nietzsche).
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