Eine
Literdose Faxe! Für jeden! Philip hatte vorgesorgt. Dazu alles was
die Freundschaft braucht: Einen VW Lupo, gesammelte Frauengeschichten
des abgelaufenen Semesters und Simpsons-Zitate. Unterlegt von einem
Kassettendeck, das die Schönheit der Erwartung beschwört. Ein
Konzertbesuch.
Heute
füllen Royal Republic die großen Hallen, damals, vor ein paar
Jahren – und dies findet hier nicht ohne Stolz seine Erwähnung –
nicht. 126 Mann sind da, aufgerundet. Das tut den Songs keinen
Abbruch und, wie es sich für schwedische Poserbands mit
Holzfäller-Bartwuchs gehört, der Darbietung ebenso wenig. I can see
your Underwear, from down here, röhrt es. Niveau ist, was man draus
macht. Die Geschichte des Rock'n'Roll handelt nicht von
Selbstkontrolle. Also auf den Zug aufgesprungen, dessen
lebensbejahendes Vorbeirauschen Mädchen mit weißen Stiefeln gerne
mit heraufgezogenen Augenbraun quittieren.
Es
ist Zeit für schlechte Witze: „Play Summer Of 69!“ ist meine
lautstarke Ansage in die Ansage des Gitarristen hinein. Weil ich in
der dritten von drei Reihen stehe, kommt die Botschaft an. Ein müdes
Lächeln, nächster Song. Das Spiel wiederholen wir zwei noch ein
paar mal, bis es schließlich heißt: Ok, this goes out to the
annoying guy over there! So you can shut
up! Dann akkordunterlegt: I
got my first real six-string / Bought it at the five-and-dime /
Played it 'till my fingers bled / Was the summer of 69.
In einem Wort: Wooooowooooo! Ironie war nie ehrlicher. Und fand die
hübsche Brünette mit Piratenohrringen das nicht gerade witzig?!
Nein, fand sie nicht. Aber Philip lacht. Und wir beide merken – die
guten Abende sind jene, an denen die Grenze zwischen Bühne und
Zuschauerraum in einem Liter Faxe verwischt.
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