Freitag, 11. April 2014

Die Familienfanatiker

Es war einmal, da traf sich die Welt in „Seinfelds“ Küche und redete über, ja worüber? Alles, also nichts. Egal, aber schön! Ein halbes Jahrzehnt später setzte sich das Publikum in tief gepolstertes Interieur und trank Kaffee. Bei „Friends“ sollten sich am Ende noch alle irgendwie kriegen. Nun ist aus dieser latenten Hinführung, der sich „Seinfeld“ noch konsequent verweigerte und die „Friends“ behutsam abtrug, ein ganzer Dauer-dramaturgischer Strang geknüpft worden, der nun seine titelgebende Entwirrung erreicht hat: „How I Met Your Mother“ hat sein Ende.
Mittlerweile im neunten Jahr sitzt die Gruppe bei Bier und Whiskey. Es ist Abend in New York und die Stimmung seit jeher aufgeladen. Ein paar Staffeln zu lang, ein paar dramatische Schleifen zu viel, aber gut. Sämtliche Möglichkeiten, warum es mit Mann und Frau anfängt oder aufhört, wollten durchexerziert werden. Das Latente ist aus der Welt, der Kaffee kalt, es gilt „Die Eine“ zu finden. Und das ganze Pathos, das in dieser Mission steckt, es erfasst mittlerweile – zum Leidwesen von Kurzweil und Qualität – alle Charaktere. Familienangehörige mussten sterben, Umwege wurden gegangen. Selbst die Karrieristin Robin und Womenizer Barney haben sich finden – müssen. Weil Glück bei „How I Met Your Mother“ dann eben doch nur den einen Weg kennt, den amerikanischen: die Heirat. Wer die Mutter ist – inzwischen nichts weiter als Chronisten-Pflicht. Da war anfangs viel Potenzial, kluge Beobachtungen, die in ihrer Genauigkeit ein Fundament fanden, das in der anschließenden Überspitzung seine telegenen Helden erschuf: Lily und Marschall, das, ja gut, perfekte Paar; die wert-maskuline und doch voll-neurotisch weibliche Robin; der hoffnungslos romantische und dabei wunderbar trotzige Ted, selbstbewusste Prototypen des 21. Jahrhunderts. Und natürlich Barney. Von Autoren und dem schwulen Neil Patrick Harris zur globalen Popfigur gemacht. Und damit, zwischen Oscar-Tanznummern und Bravo-Covern, ganz nebenbei, ganz unaufgeregt, Kämpfer der gleichgeschlechtlichen Liebe. Vorzeige-Metrosexueller, der Frauen nach Themenabenden und Bingokarten aufreißt, zum Leben erweckt von einem, der mit Lebenspartner und ihren gemeinsamen Leihmutter-Zwilligen in jedem Klatschheft lauert. Und niemanden stört es.

Barney dabei zu belassen, ihn Hefner-haft, ohne die große Wandlung, glücklich unliiert altern zu lassen, dafür fehlte der Serie der Mut. Wo geläutert wird, da fallen Authentizitäten. Doch diese Ernsthaftigkeit, die irgendwo ab der vierten Staffel heranwuchs, untergrub auf groteske Weise die Identität der Serie. War diese doch anfangs frei von Zwängen, noch nicht umschlungen von dieser Vorstellung, ja Ideologie, nur Kind und Treueschwur würden dem Leben einen Sinn geben. Und unseres hat dabei nicht mal einen Titel, der verrät wie es ausgeht.  

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