Eine Weihnachtsgeschichte
„It‘s chaos, be kind“ (Michelle McNamara)
Rot und weiß auf Linoleum. Herr Newsom trägt weiterhin nichts als schwarz. Schuhe, Hose, Hemd, als bestehe seine gesamte morgendliche Routine in dem Versuch, die Windmühlen des Alltags zu entkräften und das sage ich ihm: „Immer noch weiß unter der Maskerade?“
Er dreht sich um, braucht ein wenig, um mich in der Melange aus Familienpackungen und LED-Strahlern zu finden und hat schließlich die Muße sich ein wenig Zeit zu verschaffen: „Maskerade?“
„Hi“, sage ich, betont selbstbewusst, drücke meinen Einkaufswagen mit den 4 Flaschen Eierlikör an den Rand des Ganges und mache einen Schritt auf ihn zu: „Herr Newsom.“
„Aurora“, sagt er: „Noah, bitte. Oder gehst du noch zur Schule? “ Sein Mund lacht, seine Augen etwas weniger. Ich habe vor zehn Jahren meinen Abschluss gemacht.
„Der Jahrgang 2019 war immer mein Liebster.“, verweilt Newsom im gleichen Tonfall: „Lebst du noch in Champaign?“
„Nein, zu Besuch bei der Familie.“, deute ich auf den Eierlikör.
„Gut“, klingt er erleichtert.
Sein Blick fährt die Müslis ab. Vor den Feiertagen ist Costco ein greller Sumpf aus Ellenbogen, verwaschenen Universitätspullovern und kampfbereiten Geschwistern im Süßigkeiten Gang.
„Noah, ok. Ganz ehrlich, fühle ich mich nicht wohl mit nach so vielen Jahren, können wir beim Herr Newsom bleiben?“
„Nein“, überrascht mich Herr Newsom mit einer Klarheit, die er sofort wieder zu korrigieren versucht: Würde ich freuen, danke dir.“
„Ok“. Kunstpause. „Noah“, kann ich mir einen ironischen Ton nicht verkneifen: „Schön, dich zu sehen“. Warum flirte ich mich mit meinem ehemaligen Englisch Lehrer?
„Kann ich nur erwidern“
Fortan werden die Formalien nicht weniger. Er ist kein Lehrer mehr. Er renoviert jetzt Häuser. Nach dem Vorfall bei der Versammlung hat man ihn gegangen und er ging so weit, wie es ihm möglich schien. Er verließ den mittleren Westen, war ein paar Jahre in Kalifornien und mittlerweile reite er auf dem Rücken des „Gentrifizierungsmonsters“, wie er es ausdrückt, zurück ins Landesinnere.
„Und du?“, fragt er, aber das biografische Abtasten strengt mich an, also halte ich es kurz, erzähle ihm in eineinhalb Sätzen vom Studium. Spezifisch genug um nicht unhöflich zu sein, vage genug um davon wegzukommen. Nur das Jahr in Europa lasse ich fallen. Ich will dem Weißen Mann immer noch gefallen. Zumindest wenn er höflich ist. Viel lieber will ich über ihn reden, wie es ihm ergangen ist, wie er darüber denkt, einige Weihnachten später. Sein plötzliches Verschwinden, mitten im Schuljahr, hat ihn quasi zum Mythos werden lassen. Um dem Schmerz der Belanglosigkeit der East High (Go Tigers) zu entkommen, war uns jeder Tratsch Recht.
And we're standing side by side / As your shadow crosses mine
„So traurig es ist, dass wir uns heute hier treffen, so unumgänglich ist es“, fing unser Schulleiter, dessen Namen mir nicht mehr einfallen will, unsere Hauptversammlung an. „Das ist nun mal die Welt, in der mir nun mal leben“. Ja, er sagte ‚nun mal‘ doppelt.
Ich muss 17 gewesen sein, denn ich saß mit allen 11. Klässlern in der für uns vorgesehenen Ecke der Sporthalle. Wenn ich daran denke, habe ich sofort den Geruch vom getrocknetem Schweiß und Jahrzehnte altem Staub in der Nase, der in den Turnmatten zueinander fand. Neben mir Jonas, eine Hand auf meinem Knie, eine in meinem Rücken. Er fuhr mir unter meinem T-Shirt über die Ränder meiner Unterwäsche. Vielleicht tat er dies auch nicht an jenem, letztem Freitag vor Weihnachten. Es ist das Bild seiner Zuneigung und Zärtlichkeit zu mir und es wandert mit Jonas, wann immer ich mich an ihn erinnere. Es gefiel mir, weil es ihm gefiel. Was einem als 17-jähriges Mädchen, das von seinen Eltern Aurora genannt wurde, in Champaign, Illinois dementsprechend wichtig ist.
So saßen wir da, und taten so, als ob wir zuhörten. Ich erinnere mich nicht mehr an was gesagt wurde. Was ich erinnere, ist der Anblick der sieben Männer in der Mitte der Halle. Alle weiß, alle mit dem Bedürfnis nach wichtiger Körperhaltung, ohne zu wissen, wie. Sechs von ihnen in Khakis, fünf von ihnen im Poloshirt dazu, vier mit der Waffe an der Hüfte. Ich erinnere, wie ich diese Männer, dieses Bild von Männlichkeit durch Jonas‘ Augen sah, selbst wenn ich es erst heute artikulieren kann. Dieser neurotisch nach Stärke ringende Zug an Durchschnittlichkeiten, der weder weiß sich zu kleiden noch wer er wirklich sein möchte. Ich erinnere mich an das diffuse Gefühl von ‚irgendwas stimmt hier nicht‘ und ich erinnere mich an die Einsamkeit, die dem Glauben zugrunde lag, dass ich mit dieser Einschätzung alleine war. Ich erinnere mich an die Obszönität, mit welcher die Mädchen aus dem Theaterkurs Bleistifte auf einen der Männer (Khaki, Poloshirt und Waffe) warfen und dieser davon unter biederem Gelächter der Halle zu Boden ging, während er sich gespielt das Gesicht hielt. Ich erinnere mich, an die leichte Wut, die ich mir schon damals erlaubte, dass man uns keine Kugelschreiber benutzen ließ, aber gleichzeitig darüber diskutierte, die Lehrerschaft mit Waffen auszustatten. Ich erinnere mich an das trostlose Gefühl, nicht geachtet zu werden und wie wir darauf mit gegenseitigem Desinteresse reagierten. Damals waren Handys an Schulen noch erlaubt. Dieses Gefühl teilte ich mit meinen Mitschülern. Was uns trennte, war mein innerer Versuch, dies nicht kampflos hinzunehmen. Ich erinnere mich an die Turnmatte, auf der einer der Männer zum Ende der Veranstaltung lag (Khaki, Poloshirt, keine Waffe) und man uns demonstrierte, welches Körperteil wie zu treffen sei, sollte man ihm die Halbautomatische erstmal abgenommen haben. Es war ausschließlich vom bösen Mann die Rede und ich, die gerade Gillian Flynn gelesen hatte, fand das herablassend und nicht zuletzt: komplett unkreativ. Und so sehe ich es immer noch. Ich erinnere mich daran, dass Mama mir während der Versammlung schrieb und auftrug nach der Schule eine bestimmte Backmischung zu kaufen. Ich erinnere mich daran, dass der Bus nicht pünktlich war, weil der Schnee zu plötzlich einsetzte. Ich erinnere die Namen aller acht anderen afroamerikanischen Mitschüler an der East High (Go Tigers). Ich erinnere mich an das Gefühl zur Highschool zu gehen, in Champaign, Illinois.
Shine a light through an open door / Love and life I will divide
An der Kasse bekomme ich den üblichen Blick, selbst wenn der Kassierer versucht, ihn zu vermeiden. Normalität ist immer eine Frage der Mehrheit. Im Costco in Champaign, Illinois sind die Unversitätspullover in der Mehrheit. Mein Designer Portemonnaie ist es nicht, aus der ich Mama‘s Mitgliederkarte ziehe. Genauso wenig wie mein Mantel und meine Manolos. Und dann sieht der Kassierer die vier Flaschen Eierlikör und weiß überhaupt nicht mehr wohin mit sich, also macht er Witze: „Die Feiertage sind also geplant, ja?“. Ich gebe ihm eine Antwort, die er bald vergessen wird und nehme meine Kreditkarte entgegen. Wenn ich dem Weißen Mann etwas neide, dann dass er einfach sein kann. Er darf, wann immer er will, einfach sein. Oder es lässt es. Er muss sich die Haare nicht machen und er muss sich vor dem Weg zu Costco nicht fragen, was er anziehen will. Er muss, ob bei der Polizeikontrolle oder beim ersten Date, nicht darauf achten, was er sagt. Jedenfalls sind die Konsequenzen andere. Diesen Zustand gab es für mich nie. Dass versteht man schnell, in Champaign, Illinois. Aber es hat mich einige Zeit und Ortswechsel gekostet, es zu akzeptieren. Ich kann nicht nicht entscheiden, wer ich bin. Nicht hier, nicht in New York und nicht in Europa. Also, wurde ich gut darin, zu entscheiden. Mein Kleiderschrank ist voll, mein Eyeliner seit Jahren genauso der gleiche wie auffällig. Ich habe gelernt, es alles zu meinem zu machen. Ich kann nicht mehr ohne. Ich würde mich in Universitätspullovern heute genauso unwohl fühlen wie damals. Nur aus anderen Gründen. Damals habe ich versucht, jemand zu sein, der man mir nicht erlaubt hat zu sein. Heute bin ich es nicht. Wenn ich entscheiden müsste, meinen Eltern für nur eine Sache dankbar zu sein, dann dafür, dass sie mich Aurora genannt haben. Es ist uns unmöglich, hineinzupassen. Also, muss man herausstechen. Ich glaube, viele afroafrikanische Eltern hier denken so.
We found love in a hopeless place / We found love in a hopeless place / We found love in a hopeless place
Herr Newsom steht für einen Hot Dog an.
„Ich kann verstehen, wenn nicht, aber: Lust auf einen Drink?“
Herr Newsom tut so, als ob nachdenken müsste, kann aber nicht verbergen, dass er sich geschmeichelt fühlt: „Gerne.“ Vielleicht ist er auch der ganzen Spiele müde.
Wir tragen unsere Einkäufe zu unseren Wagen und einigen uns auf eine Bar, die für uns beide praktikabel liegt. Als ich dort aus dem Auto steige, ist Herr Newsom schon da, steht aber vor der Tür. Wir gehen gemeinsam hinein und so gefällt es mir. Im Gemüt ist Herr Newsom immer noch Lehrer. Er versucht immer noch, zu gleichen Teilen zu beschützen und zu fordern. Ganz hat er die niedliche Hoffnung immer noch nicht verloren, dass er tatsächlich Einfluss hat auf jene, mit denen er in spärlichen Kontakt tritt. Ich wehre mich gegen den Gedanken, dass ich ihn aus Mitleid noch nicht zu seiner Familie lasse. Aber komplett widerlegen kann ich diese Theorie nicht.
Auch hier, vom Barkeeper, ein Blick. Dieser ist näher an jenem, den ich immer von Jonas‘ Vater bekam. Auch er versuchte ihn zu verstecken. Und vielleicht ist es der Altersunterschied zwischen Newsom und mir. Aber machen wir uns nichts vor, das ist nicht der Grund. Normalität ist immer eine Frage der Mehrheit. An den Wänden, mehr Fernseher als leere Flächen. Es ist Nachmittag. Eine Zeit, die das Sportfernsehen damit zubringt, zwei bis vier Männer an einen Tisch zu setzten, an dem sie sich anschreien, wer derzeit der Beste Athlet sei. Zwischen ihnen ein blondes Coolgirl, das fragen stellt. Alle sind von der Hüfte aufwärts zu sehen. Ob sie Khakis oder Waffen tragen ist meiner Fantasie überlassen.
„Also, was bringen die nächsten Tage?“, versuche ich mich an einem Eisbrecher.
„Tja, hoffentlich etwas Abstand. Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, aber wenn ich nach Hause komme, dann…“, er schaut mich an und sieht etwas in meinem Blick, dass ihn stoppen lässt.
„Hm, Noah?“
„Es fällt dir echt schwer, mich so zu nennen, oder?“
„Sie, … du, bist immer noch mein Lehrer. Ich verdiene jetzt halt nur mehr als einer.“
„Gut, dann hab ich dich ja mit den richtigen Werten in die Welt entlassen.“
„Du hast mich mal gar nicht in die Welt entlassen.“
Das trifft ihn. Aber nicht die Aussage als solche, diese scheint er zu teilen. Eher deutet wie er sein Miller Lite zum Schutz erhebt, darauf hin, dass ihn seine Hybris mal wieder einholt. Unter Weltenretter macht er es einfach nicht.
„Es gab zwei Momente, in denen du mich erreicht hast, als Lehrer.“
„Zwei? Cool. Hatte einer mit Steinbeck zu tun?“
„Gott, nein! Und außerdem sind zwei Momente, zwei Momente mehr als die meisten anderen schaffen, also Ruhe, jetzt. Ich will dir was Nettes sagen.“
„Na dann mal los.“
„Der erste Moment war in der Zehnten, als du Derek zusammen gefaltet hast. Spielerisch, aber man merkte, dass du eine echte Abneigung ihm gegenüber empfandest. Er hat das vor allem auch gemerkt.“
„Derek? Da gab es einige Momente. Weswegen?“
„Ich weiß nicht mehr wie es anfing. Er prahlte mal wieder mit seiner Ignoranz...“
„… Ich meine, bei fast allen kann man hören, was die Themen zuhause am Esstisch sind, aber bei Derek kommte man die exakten Halbsätze heraus filtern. Thanks, Obama!“ Der Barkeeper horcht auf.
„Genau. Und es endete damit, dass du Derek und damit dem gesamten Raum sagtest, dass er nicht ‚ausländischer Film‘ sagen solle, sondern italienisch, koreanisch oder was auch immer.“
„Kann mich nicht erinnern.“
„Ich mich aber. Es war immer gut, wenn Derek einen abbekam. Aber im Ernst, was mir davon geblieben ist, dass es da eine Welt gibt, die wir nicht kennen und dass es aufregend sein kann, diese zu entdecken. Es war diese Ehrfurcht vor dem Anderen. In nur einer flüchtigen Anmerkung. Und außerdem war es ein selten dunkler Kommentar zum American Exceptionalism, den man in der Highschool so selten hört.
„I pledge alligance, to the flag...“, murmelt Newsom, sichtlich in Gedanken: „Ne, da klingelt nichts.“
„Verrückt. Ich denke heute noch oft an die Szene und … naja. Ich mag sie.“ Auf den Fernsehern läuft mal wieder Werbung. Trucks, Bier, Versicherungen, wenn man Glück hat: Viagra.
„Und der zweite Moment?“, fragt Newsom und schüttelt sein leeres Miller Lite in Richtung Barkeeper.
„Die Versammlung natürlich.“
„Ich hab‘s befürchtet“, sagt Newsom. „Was eine kindische Aktion.“
„Naja, taktisch klug wars nicht. Aber es war wichtig.“
„Für wen?“
„Für mich, für uns“, ich merke, wie meine Stimme lauter wird und nur um irgendetwas zu tun, nehme ich den Strohhalm aus meinem Cocktail und trockne ihn an einer Serviette ab.
„Es war ein ziemlich eitler Moment, für den ich einen hohen Preis gezahlt habe. Wem hilft es denn? Was sollte es denn bringen, meine Wut und meinen Weltschmerz an Larsson abzulassen.“ Larsson! Das war der Name unseres Schulleiters. Aber Newsom ist noch nicht fertig: „Und alles nur damit ich dieses Bild von mir selbst bauen kann. Pure Eitelkeit. Meine Verlobte hatte mich kurz vor den Feiertagen verlassen und ich meinte, wenn es jetzt allen zeige, dann, ja dann...“
Wieder überkommt mich dieses Gefühl von Niedlichkeit, welches eine gewisse Anziehungskraft freisetzt. Newsom ist vollkommen Unfähig zur Diplomatie und im mittleren Westen kommt das einer Superkraft gleich, die einzig in den Untergang führen kann. Sein Selbstmitleid ist zwar brutal unsexy aber auch wundervoll barmherzig und hoffnungslos romantisch. Bis heute hat Newsom nicht gelernt, sich zu verstellen. Er erlaubt es niemandem, insbesondere nicht sich selbst. Er ist die sensible, verschüchterte Seite des Weißen Mannes. Er kann nicht anders, als er selbst zu sein. Mit dem Unterschied, dass er sich dessen schämt. Und aus dieser Scham erwächst viel Tugend. Jede Interaktion mit ihm ist ein Drahtseilakt. Man muss immer entscheiden zwischen seinem und dem eigenen Wohlbefinden. Und so versuche ich es weiterhin mit Erklärungen: „Du sagtest ihm ‚es ist nicht die Welt‘“
„Wie?“, merkt Newsom dass er meine Erläuterung und Seite der Geschichte noch gar nicht gehört hat.
„Zu Larsson. Du sagtest ihm, dass er Unrecht habe. Dass es nicht die Welt sei, in der wir leben, sondern das Land, in dem wir leben.“
„Der Englischlehrer. Immer am nah am Wort.“
„Mag schon sein“, lasse ich ihn mit seiner Sozialstrategie immer noch nicht davon kommen: „Aber, es hat mir viel bedeutet. Bedeutet es immer noch. Wir, nicht nur ich, fanden gut, was du gemacht hast. Es war… ehrlich. Und dass es danach so aus dem Runder gelaufen ist, passiert. Klar, ich hab leicht reden. Aber es war nicht für nichts. Mehr wollte ich nicht sagen.“
Newsom will ansetzen, aber ich werfe noch hinterher: „Aber auch nicht weniger. So.“
„Danke.“ Newsom blickt hoch. „LeBron – kann er Governeur von Ohio bleiben, wenn er die Cavaliers kauft?“ fragt die Bauchbinde. Der Weiße Mann am Tisch ist, seiner Körpersprache nach zu urteilen, skeptisch.
Die kurze Stille wird mit Geschnatter der anderen Gäste gefüllt, auch wenn es im Moment keiner Füllung Bedarf. Wir lassen dem Moment etwas atmen und es fühlt sich nicht einmal unangenehm an.
„Was war denn der letzte ausländische Film, den du gesehen hast?“, fragt Newsom. Der Witz ist etwas zu gewollt und es arbeitet alles noch ihn ihm. Aber mit dem Bedürfnis nach Leichtigkeit, hat diese eine Chance und wir sind kurz davor zu vergessen, in welchen Rollen wir uns kennen. Später erzählt er mir von seiner Mutter, die erkrankt ist. Ich bin höflich, aber er versteht recht schnell, dass dies weder der Ort noch ich die Richtige dafür bin.
Als wir aus der Bar treten bemerken wir, dass der Schnee eingesetzt hat und die Laternen werfen Muster auf Boden und SUVs. Wir umarmen uns zum Abschied und wünschen frohe Weihnachten. Newsom sagt ironisch, dass wir es Feiertage nennen sollten und kommentiert sich dann noch einmal selbst, dass er wieder auf einzelnen Worten herumreite. Ich versuche ihm ein warmes Lächeln mitzugeben.
Im Auto lasse ich erst die Sitzheizung und anschließend den Motor an. Mama schreibt, wo ich bleibe. Champaign, Illinois profitiert davon, wie so viele Orte, im Schnee versteckt zu sein. In der ersten Kurve klirren die Eierlikörflaschen gegeneinander und und ihr Sound wird zum Nachklang des Abends. Im Radio läuft Rihanna. Was immer wir tun, wir sind allein. Manchmal stoßen wir aneinander. Aber es liegt nicht in unserer Macht zu wissen, was andere von uns mitnehmen. Es liegt nicht in unserer Macht, was andere sehen, wenn sie uns ansehen. Man kann nur das Richtige tun. So oft, wie es einem möglich ist und hoffen, dass hier und da, sich der Blick ändert. Dass die Leute sich an deinen Namen erinnern. Und dass dein Name in ihnen ein Bild aufsteigen lässt, welches von jemandem erzählt, der zumeist versucht, das Richtige zu tun.
Lukas Wilhelmi