Mittwoch, 8. Juni 2011

Top 5 - Records (III)

... es hört nie auf ...

Top 5 - Über Sex kann man nicht reden, aber singen

Katy Perry - E.T.

Kante - Warmer Abend

MIA - Kreisel

Blink 182 - The Party Song

Britney Spears - If You Seek Amy



Top 5 - Hüpf Miststück, Hüpf!

Two Door Cinema Club - Eat This Up, It's Good For You

Muff Potter - Alles was ich brauch

The Wombats - 1996

Artic Monkeys - View From The Afternoon

Beatsteaks - I Don't Care As Long As You Sing



Top 5 - Liebe ist vergänglich, Kunst bleibt

Damien Rice - 9 Crimes

Kaiser Chiefs - Love Ain't A Competition (But I'm Winning)

Kettcar - 48 Stunden / Wir müssen das nicht tun

Mumford & Sons - I Gave You All

Juli - Wenn du lachst



Top 5 - In diesen Akkorden ist man weniger allein

Wir Sind Helden - The Geek

Aimee Mann - One

Billy Talent - Nothing To Lose

Karpatenhund - Wald

Death Cab For Cutie - Someday You Will Be Loved



Top 5 - Das Gewicht der Welt passt nicht mal in diese Songs

Joy Division - Transmission

Sum 41 - Pieces

Slut - The Day It Rained Forever

Billy Talent - Surrender

Coldplay - Amsterdam



Top 5 - verwirrt und auch noch glücklich

Cassisus - Toop Toop

The Vines - Ride

White Lies - Holy Ghost

The Ting Tings - That's Not My Name

Die Ärzte - Friedenspanzer



Top 5 - Bitte ziehen sie durch!

Taking Back Sunday - Error:Operator

Deichkind - Krawall und Remmidemmi

Royal Republic - Underwear

Rammstein - Mein Teil

Boysetsfire - Requiem

Montag, 6. Juni 2011

Top 5 - Records (II)

...und weiter geht die wilde Fahrt.


Top 5 – Vorglühmomente

Spider Murphy Gang – Skandal im Sperrbezirk

Fettes Brot – Bettina

Scooter - Hyper Hyper

Beyoncé – Single Ladies

Vengaboys – Boom Boom Boom


Top 5 – gute Songs von miesen Bands

Linkin Park – The Little Things Give You Away

Simple Plan – Take My Hand

Avril Lavigne – Sk8er Boi

Jet – Look What You've Done

Dashboard Confessional – Stolen


Top 5 – Songs fürs Snowboarden, fürs Laufband, fürs in Bewegung bleiben

Billy Talent – Perfect World

Frittenbude – Das ist Kunst (1000 Jahre)

Rammstein – Nadel

H-Blockx – Time Of My Life

Dredg – Uplifting News


Top 5 – Für den Sonnenuntergang

Paramore – The Only Exception

Olli Schulz – Schritt Für Schritt

Slut - Something To Die For

Oasis – Champagne Supernova

Death Cab For Cutie - Transatlanticism


Top 5 – Für den Sonnenaufgang

Phoenix – Love Is A Sunset (Part I)

Slut – Global Cut

Two Doors Cinema Club – Eat This Up, It's Good For You

Dredg – Matroshka (The Ornament)

Johnossi - Man Must Dance


Top 5 – Coversongs

Jeff Buckley – Halleluja

Jimmy Eat World – Firestarter

Vanilla Sky – Just Dance

Ryan Adams – Wonderwall

Aimee Mann - The Scientist


Top 5 – Songs, die einem das Leben erklären

Kettcar – Nachts

Death Cab For Cutie – Passenger Seat

Jimmy Eat World – A Praise Chorus

Editors – Munich

Tomte - Die Schönheit der Chance



Top 5 – Wenn Songs Häuser sind, sind das Wolkenkratzer

Jimmy Eat World – Get It Faster

Editors – Bricks And Mortar

Foo Fighters – Everlong (gerne auch in der Acoustic-Version)

Muse – Map Of The Problematique

Jimmy Eat World – Goodbye Sky Harbor


Top 5 – Jede Stadt hat den Soundtrack, den sie verdient

Interpol – NYC

Editors – In This Light And On This Evening

Peter Fox – Schwarz Zu Blau

Rammstein – Moskau

Jay-Z – Empire State Of Mind


Top5 - Records (I)

Es wird Zeit Nick Hornby zu ehren. Nicht nur mit dem Geist, der Art wie wir täglich unser Leben denken. Als wären wir seinen Figuren nachempfunden und nicht umgekehrt. Sondern mit der Tat. In der Top5-Tradition, dem High-fidelischen Gedanken unseren tiefen, ehrlichen Respekt entgegen bringen. Die Kategorie macht die Musik. Sammeln wir Empfindungen.


Top 5 – die traurigsten Lieder für betrunkene Stunden

Bosse – 3 Millionen

Death Cab For Cutie – What Sarah Said

Imogen Heap – Hide And Seek

Jimmy Eat World – Hear You Me

Editors – Well Worn Hand


Top 5 – Jugendsünden, für die man sich nicht schämt

Limp Bizkit – Take A Look Around

Blink 182 – The Party Song

Die Ärzte – Schunder Song (letztlich alles von den Ärzten)

Die Prinzen – Gabi und Klaus

Sum 41 – Fat Lip


Top 5 – Zurecht vergessene OneHit-Wonder mit zu unrecht vergessenen OneHits

Wamdue Project – King Of My Castle

Stars – Take Me To The Riot

Ian O'Brian-Docker – Totally Alright

Azzido Da Bass – Lonely By Your Side

Carpark North - Human


Top 5 – Bands, die alle mögen außer man selbst, die dann aber doch einen Hit hatten

Tocotronic – Hey Freaks

Bloc Party – This Modern Love

Blur – Song 2

Queens Of The Stoneage – Little Sister

Radiohead – Street Spirit


Top 5 – Wut ist gut

Billy Talent – Devil In The Midnight Mass

Rise Against – Worth Dying For

Three Days Grace – Riot

Rage Against The Machine – Killing In The Name Of

Sum 41 – We're All To Blame


Top 5 – Wir ersticken nicht an Coolness, die Coolness erstickt an uns

Oasis – Gas Panic

Royal Republic – We Are The Royal

Lexy & K-Paul – Vicious Love

Muse – Undisclosed Desires

Lostprophets – Last Train


Top 5 – Nur Du und die Autobahn

Editors - Bullets

The Sounds – Song With A Mission

The Naked And Famous – Young Blood

The Wombats – My First Wedding

Kyle Minogue – Get Outta My Way


Top 5 – Songs so gut, dass man eine Kategorie für sie erfinden muss

Mazzy Star - Fade Into You

Frittenbude – Bilder Mit Katze

Ellie Goulding – Starry Eyed

Faithless – Insomnia

Florence & The Machine – Cosmic Love


Sonntag, 5. Juni 2011

Alles kann, nichts muss

Was die Welt im Innersten zusammenhält: Death Cab For Cutie sind schon längst kein Geheimtipp mehr. Was sie aber nicht davon abhält, großartige Alben in die Welt zu entlassen.


Es ist Frühling. An allen Ecken und Enden sprießt und gedeiht es. Alles was war, ist vorbei. Alles was noch kommt, ist bedeutungslos. Ein dumpfer Beat schleicht, surrt, spinnt ein Netz aus verschlafener Erhabenheit. Ein schüchterner Riese erwacht. Er wischt sich den Sand aus den Augen, reckt sich, setzt etwas Kaffee auf. So hört sich „Home Is A Fire“ an. Der Auftakt zur neuen Death Cab For Cutie Platte "Codes & Keys". Ein Türöffner, mit dem man sich auf den sonnengefluteten Balkon setzen möchte. Das Müsli auf dem Schoß, die Haut noch etwas feucht aus der Dusche und den leichten Geruch des Deos in der Nase. „Plats, they will shift, houses will shake, fences will droop, will will awake, only to find, nothing's the same. “. Genau.

Zuletzt sind die vier Herren aus Bellingham, Washington zunehmend ins Zentrum des Pop-Kosmos gerückt. Die ersten Alben der Band sind ein Sammlertraum: experimentell, zerfranzt und reich gesät an ungebügelten Kostbarkeiten, die einladen, sie als seine eigene, ganz persönliche Entdeckung zu vereinnahmen. Nachdem einem gerichtlich geführten Scheidungskrieg mit dem Basis-Label "Barsuk" und dem „Transatlanticism“-Intermezzo beim „Grandhotel Van Cleef“ (2003), kam man ab 2005 beim Major „Atlantic“ unter. Eine Kooperation, die beiden Seiten gut getan hat. Death Cab For Cutie ist eine dieser Bands, die saubere Melodien schaffen kann, ohne dabei beliebig zu werden. Immer irgendwo zwischen Indie und Pop steht und sich gar nicht entscheiden will. Songe, die zu gleichen Teilen klassische Eingängigkeit entwickeln und elektronische oder Postrock-Experimente anbieten. Die letzten Alben stiegen in den USA und anderswo auf 1 und Songs der Band schafften es immer häufiger in jugendliche TV-Formate, deren Zielgruppe entweder mitten in der Pubertät steckt ("O.C. California") oder versucht, dieser zu entkommen ("How I Met Your Mother"). Sogar in die "Twilight"-Reihe hat es das eigens dafür produzierte „Meet Me On The Equinox“ geschafft. Und zu allem boulevardesken Überfluss hat Sänger, Texter und Charakterkopf Ben Gibbard die schnucklige Zoey Deschanel ( "(500) Days Of Summer") geheiratet. Auf schleichenden Sohlen sind "Death Cab For Cutie" so etwas wie Popstars geworden. Ein Zustand, der frustierten Internet-Usern meist böse aufstößt und auch diesmal Reaktionen zwischen Verwirrung und Entrüstung provozierte.

Doch darin liegt vielleicht das Geheimnis dieser Band. Das kann ihr alles nichts anhaben. Erfolg ist bei "Death Cab For Cutie", so scheint es, eher ein beiläufiges Moment als eine Karriereeigenschaft. Die Gruppe macht einfach Musik: selten formel, trotz großer Gesten weit vom Kitsch entfernt. Ehrlich, wie man so oft sagt, und nur selten meint. Ein Klangspektrum, von der Gitarre, mit denen man auf dem Fahrrad den sonnenbefleckten Hügel hinunter gleitet und dabei Kopf und Arme in den Windzug wirft. Bis zum Klaviergeschwader, das einem danieder streckt, in die Flut der Trauer wirft und nicht mehr ins Trockene lässt. Death Cab For Cutie kennen das Glück und den Schmerz – und bringen jeder Gefühlswelt ihre ganze, unendlich scheinende Tiefgründigkeit entgegen. Für jede Gemütslage die passende Partitur, die nun von „Codes & Keys“ nochmals ergänzt wird.

Der Sound dieser Platte erinnert nicht selten an eine übergroße Picknickdecke, mit der man in die Sonntagsstimmung aufbricht, und auf der sich alle Kostbarkeiten des Lebens ausbreiten lassen. Die Band hat eine leise Zufriedenheit für sich entdeckt. Der Volvo zuckelt die Landstraße entlang, die Kinder halten Mittagsschlaf, die Frau liest, während sie sich die Sonnenbrille richtet. Alles ist möglich, nichts ist nötig. Von solchen Momenten wimmelt es auf diesem Langspieler. Auch der Titeltrack schlägt, nun ja, schuppst in gleiche Kerbe. Umkreist seine leichten Streicher und findet in der eigenen Friedfertigkeit Halt. „Some Boys“ spricht Manchem die Fähigkeit zu Lieben ab, schließt aber unverzüglich wieder Frieden mit seinen Namensgebern. "Let it grow, let it grow, when there's a burning in your heart, don't be alarmed“ besänftigt die Vorabsingle „You Are A Tourist“ sich und andere. Das Schlagzeug zuckt erwartungsvoll-nervös und der Bass nickt dazu. Die Band, die früher vor allem mit präziser, großer Geste agierte, hat sich der sanften Zwischentöne angenommen. Das Dazwischen war bei Death Cab For Cutie schon immer anwesend, aber nie wurde ihm diese ungebrochene Aufmerksamkeit zuteil. Nicht überschwänglich aber mit jeder Menge Urvertrauen ausgestattet. Das große Überraschungsmoment dieses Albums dabei ist, dass der allumfassende Optimismus nur selten in Naivität oder Langeweile übergeht. Nur im etwas beliebigen Mittelteil bekommt die Gemütlichkeit einen einschläfernden Touch.

Doch Meister der Dramaturgie, die Death Cab For Cutie immer noch sind, ist das nicht anderes als ein Anlauf. Zum Ende der Platte wird der pathetische Ernstfall geprobt wird, der diesmal aber verhaltener ausfällt als auf vorherigen Alben. Deswegen aber nicht weniger bedeutsam ist. Nun sind es seichte Spielereien und konstante Soundgebilde, die einem Klimax hinterrücks aufs Kreuz legen. „St. Peter's Cathedral“ beginnt vorsichtig, verwirft aber zunehmend seine Schüchternheit und wiegt sich im eigenen Instrumenten-Kanon, der sich einem erst mit ein wenig Abstand wirklich erschließt. Auch der überraschend klein geratene Rausschmeißer „Stay Young, Go Dancing“ hüpft unbeschwert am Teich entlang und ruft der Welt zu „And when she sings, I hear a symphony“. Überall auf den gut 45 Minuten hallt der Gesang etwas mehr als sonst und es sitzen kleine elektronische Verzierungen im Geäst. Die Songs wirken, trotz Längen von bis zu 6 Minuten nie ausufernd, bleiben immer greifbar.

In den kleinen Freuden des Lebens scheinen Gibbard und Gefolgschaft ihr Glück gefunden zu haben. Am deutlichsten wird das am heimlichen Star des Albums: „Underneath The Sycamore“. Ein Stück, dass wohl am wenigsten auf vergangenen Death Cab-Platten aufgefallen wäre. Konventionell im Aufbau, wirft der Track die Arme von sich, läuft die Straße entlang und schreit in die Welt, was ihn berührt. Da kommt altes und neues der Band zusammen und es fühlt sich gut an. Gibbard selbst bringt dabei wie immer wundervoll auf den Punkt: „This is, where we find our peace. This is, where we are at least.“

Freitag, 3. Juni 2011

You say Mai-Tai, we say die!

Der Goldene Monaco 2011 war ein entspanntes Klassentreffen, eine überwältigende Party und sogar ein bisschen Lebensgefühl.

In München gibt es T-Shirts und Diskoreihen, die nennen sich: „So much not Berlin“. Irgendwie ein schwaches Bild. Wenn die „Weltstadt mit Herz“ und Wahlheimat Patrick Lidners sich selbst so klein macht, sich über jemand anderen als sich selbst definiert. Nur kleine Verlierer reden immer über die Anderen, hat Sir Alex Ferguson mal über ManCity gesagt.
„Wie ist München?“ ist die erste Frage nach dem Zug. Schön, sehr schön, unglaublich schön, fast zu schön, zu schön! So ungefähr, antworte ich. Doch Abends geht es weniger um mich als mehr um „die Anderen“. Eine Flasche Wein, eine Runde Wizzard, es laufen „Editors“. Gossip-Gespräche: wer mit wem, wer nicht mehr, „Was hat er gesagt?“. In einem Jahr passiert eine ganze Menge und niemand ist gestorben. Verbindende Feindbilder und Weißwein. Ein guter Abend.
Einen kurzen Schlaf später hat die Mensa auf. Das Beste was die Uni-Siegen zu bieten hat: der großartige Laucheintopf und die unglaublich großartige Bioquarkspeise, inklusive Wasser und soviel Zahnstochern wie man nur essen kann, 1.30€. Dafür gibt’s in München nicht mal nen Bier in der Happyhour.
Anschließend müssen die Damen zum Frisör, die Herren nochmal zu "H&M". Es wird Zeit. Das erste Bier schäumt gegen 15Uhr über. Man kommt zusammen. Jeder studiert jetzt irgendwo, ist auch egal. Dein Verein ist ja auch abgestiegen... aber was waren das für tolle 20 Minuten am letzten Spieltag, als Wolfsburg am Abgrund stand... . Hemden und Haare sitzen noch, der Vodka ist offen aber noch kühl. Moderat und modisch geht’s Richtung Siegerlandhalle. In Reihe 3 werden Schnäpse verteilt. Im Ausschnitt der blonden Dame zu meiner Rechten sind sie ins Rund gelangt. Noch vor dem ersten Einspieler wird gehoben. Stil ist, wenn man trotzdem kotzt. (Was keiner tun wird, nur so am Rande)
Die Show hat keine Kinderkrankheiten, sie ist eine Kinderkrankheit. Timing besteht nicht, die Musik ist nicht abgemischt, Mikros werden hinter der Bühne angelassen, mitten im Film wird die Leinwand für einen der miesen Sketsche zugemauert. Eine Art Film-Mario-Barth beklagt das Frauenbild Rosamunde Pilchers und das Dürr-sein von Bondgirls. Soso. Und Wasser ist nass. Selbst die Einspieler – die letzten Jahre immer kleine Perlen des selbstverliebten Dilettantismus – sind erschreckend lahm. Auch die Publikumsfilme wollen nicht recht unterhalten. Fremdschämen everywhere! Nach der Pause werden wenigstens die Gewinnerfilme ansprechend und es geht versöhnt in die Nacht.
Es ist voll! Für Monaco-Verhältnisse insbesondere. 1500, vielleicht 2000 Leute sind da. Die Beine sind frisch gewachst, die Kleider ein ganzes Jahr ungetragen, die herrlichen Düfte noch nicht von Schweiß und Pils überlagert. Man verliert sich und andere, trifft auf diese und jenen. Schmalltalk everywhere! Etwas vorsichtig ist noch alles und die lange Schlange am Wertmarkenverkauf verleitet zu dem Gedanken, die Tanke zu konsultieren. Doch mit dem Abend, mit der Lichtung der Gänge, mit dem Alkoholspiegel, mit dem Kennenlernen von neuen Masterstudenten dreht sich der Abend fast unbemerkt ins gelobt-wollige. Irgendwann geht alles von allein. Die Musik wird lauter, die Gespräche witziger, die Gesten mutiger. Überall läuft man plötzlich Menschen über den Weg, die man vergessen hatte, aber trotzdem gerne wieder sieht. Permanent! Kommilitonen, natürlich. Aber auch den Typen aus dem Filmprojekt im 2. Semester, die Süße aus dem Vollyballkurs, die einen damals abserviert hatte („Du meinst das nicht ernst!“), die Leute mit denen man Theater gespielt hat, den Lieblingsdozenten, den Hassdozenten, die Quirlige aus der Oberstadt, ehemalige Nachbarn, die Organisatoren aus dem unteren Semester oder die neue Mitbewohnerin von dem und dem. Es ist wundervoll. Mit jedem gelingen die Pointen, jeder hat Lust, ist bemüht aber nicht verkrampft. Jeder sieht gut aus. Vielleicht um Drei Uhr klemme ich die neue Masterstudentin unter die Arme und schleppe sie unter großem Gekreische auf die Tanzfläche. Dort ist mittlerweile auch das Orgateam angelangt, dass sich in einer Mischung aus Stolz, gelöster Anspannung und Müdigkeit in ein bescheuerten-Scheiß-mach-Delirium befördert hat. Etwas später massiere ich einer Dame die Füße und gegen halb Fünf stehe ich an Theke. Neben mir die Blondine, aus dessen Ausschnitt ich zuvor noch Klopfer ziehen durfte: „Was gibt’s?“ „Cocktail.“ Sie erhält ein buntes Etwas in einem Cosmoplitan-Glas, halb gefüllt. Sie ist genervt: „...aber nicht, wenn ich gewusst hätte, dass ich eine solche Pfütze bekommen würde!“ Ich bestelle mein Bier und wir suchen den Typen, der sie letztens mit „Einen wegstecken“ rumkriegen wollte, um ihm damit schlechte Wortspiele unterzujubeln.
Mit der aufgehenden Sonne kommt ein neuer Energieschub. Telefonnummern werden an immernoch schöne Frauen verteilt, die nie anrufen werden. Aber es fühlt sich gut an. Die Jagd ist das Ziel. Als die Musik mal wieder ins elektronische abdriftet, macht sich der Medien-Mob auf. Vor der Halle wird Frisbee gespielt, Männer liegen sich in den Armen und wissen nicht warum. Überhaupt nicht müde watschelt die dünnäugige Gruppe Richtung Stadtzentrum. Frauen laufen barfuß, Männer gucken, wen sie bis zur Wohnungstür bringen dürfen. Die Hemden sind längst offen. An der Weggabelung zur Oberstadt gibt es eine dieser Verabschiedungen, die ein unendlich charmanter Wind umweht. Als wenn man gerade das ganze Glück der beiläufigen Welt zwischen sich zusammen drückt. „Du bist eine von den Guten“ möchte man sagen und – dem Restalkohol sei dank – tut man es sogar. Hach!
Zu Hause gibt es noch etwas Rührei im Brötchen. Damit schläft es sich besser. Wer hat heute wen abgeschleppt, wer ist wie unfotogen? Der letzte Ritter des verlorenen Schatzes kehrt Heim. Völlig zerstört und seiner großspurigen Ankündigung „heute auf gar keinen Fall allein nach Haus zu gehen“ nicht folgend. In drei Stunden will er eigentlich zu „Rock Am Ring“.
Am nächsten Mittag steht die Sonne so hoch, wie sie es in Siegen selten tut. Ohne Kater sitzt man auf dem Balkon und hört Lokalradio. Was war das gestern? Da war Glück, ohne zu wissen oder sich daran zu erinnern, glücklich zu sein. Es war diese Zwischenwelt, von der man glaubt, sie nur im Suff betreten zu können. Dabei aber häufig vergisst, dass diese aus weit mehr besteht. Da waren Menschen, in dessen Mitte man stand, und nicht dabei. Bei denen einem nichts peinlich war und denen selbst nichts peinlich ist. Hier lag etwas unbekümmertes, etwas leichtes, etwas ehrliches zwischen den hedonistischen Momenten. Hier haben die Frauen Klasse ohne Anstrengung im Blick und die Männer behaupten nicht, endgültig zu wissen, was genau Stil sei. Der "Goldene Monaco 2011" war ein großartiges Klassentreffen. Aber ohne das Gefühl, den Anderen zeigen zu müssen, wie weit man es gebracht hat.
Also steht man mitten im Abend an der Theke und ärgert sich über einen mickrigen Cocktail, guckt auf sein Bier, das man hier nicht Helles nennt, und denkt sich mit glänzender Seele und nostalischem Blick: Siegen – so much not Munich!