"Frieden ist wenn alle gleich sind" ist eins der unzähligen Kettcar-Zitate die es wert sind mehrfach, dauerhaft gewürdigt zu werden. Am besten in der Schule. Erst Kant in Philo, dann Kettcar in Deutsch und schließlich ein Vergleich von "The Doors" und Mozart in Musik... Aber diese feuchten "Lehrerkind-´Old-School-Emo`-Weltverbesserer"- Träume nur am Rande. Zurück zum Zitat, welches in seiner Ironie, ja Zynik weder zu besiegen noch angreifbar ist.
Dieser "Frieden" ist besonders dort zu finden, wo nicht nur die Menschen, nein auch die Abläufe, die Rituale (dem Autor ist bewusst, dass Rituale per Definition nur durch Wiederholung zum Selbigen werden...) immer die gleichen sind.
Jedes Jahr, am Abend der es sich zur Aufgabe machte nichts minder als heilig zu sein, war die Kirche - wie jedes Jahr - voll besetzt.
Müttern, mit blonden Kindern im Anhang, fallen sich breit grin... nein, breit lachend um den Hals und die Hüfte. Und es ist echt! Alte Herren suchen einen Platz für ihre Mütze und ich komme über die an der Wand (mit der Hand) angebrachten, Gebetsbuchnummern mit meinem Vater auf den Fußball zu sprechen. ("In Jena hängen die, die auch noch mit der Hand auf"- "... und in Berlin, bei Union. " - "Echt? weißt wer da jetzt spielt... "). Alles wie immer.
Dann verspielt sich der Orgelspieler bereits beim Einzug des Zuges mehrfach, verschleppt das Tempo, dass es eine Freude ist und setzt - wie bei jedem weiterem Lied - die Oktave viel zu hoch an. Dieser Sachverhalt verleitet eine hinter mir sitzende Dame die gesamte Messe so hoch zu singen, dass es physische Schmerzen bei mir in Form von Migräneattacken verursacht.
Der Priester hat keine Lust! Warum auch? Ist ja nur Heiligabend,... die Chance, Menschen für Gott und Welt zu begeistern und die Kirche aus dem Tal der Tränen heraus zuführen (Muss ja nicht immer irgendwo Krieg (im Fernsehen) sein!). Aber die Hoffnung darauf stirbt spätestens als Pastor Plöd dort oben, mit den Phrasen "Gleich werden die Geschenke ausgepackt... aber was ist wirklich wichtig heute?" oder "Jesus hat uns beschenkt - mit seinem Tod!!" auch wirklich jedem unter 8 die Lust aber gründlich verdorben hat. Den Rest gibt er den über 8jährigen bei den Programmhinweisen danach, als von sich selbst - Gemeindepädagoge Ehlers- ( welch Ironie!) in der dritten Person redet. Im Anschluss kündigt er das Grippen... ähh Krippenspiel an. Es ist dieses Jahr "Hilfe, die Hertmanns kommen". (Vor-)Freude keimt auf, welche dann aber die folgende Enttäuschung in ihrer emotionalen Wirkung nur unnötig verstärkt; Die Gruppenstreberin versucht, halb erfolgreich weder zu langsam noch zu schnell die Einleitung zu lesen, nicht ins Publikum zu schauen, nicht zu stottern, nicht zu zittern ( In Stimme und Haltung) und nicht husten. Sie tut einem Leid. Aber würde ich sie genauer kennen, ich würde sie nicht mögen. Wahrscheinlich heißt sie Nina. Oder Marion? Sie ist nicht blond und ganz alleine.
Das Problem, für welches sie nicht verantwortlich ist, besteht darin, dass sie auch später alleine bleibt. Ihre , sagen wir mal Kollegen, kommen irgendwann auf die Bühne, sind weder geschminkt, noch Kostümiert. Das einzige was sie dabei haben sind ihre Zettel mit ihrem text. Ihre Konzentration liegt jedoch in dem Bestreben im richtigen Moment, das Mikro an den richtigen Redner weiter zu geben, dieser sagt seinen Teil ("Ja!") und gibt das Mikro schnell weiter. Es scheint als haben sie das geübt. Dabei knien sie in einer Reihe, mit Blick zum Publikum und gucken in ihre Zettelwüste. Es ist ein Hörspiel - Live und in Farbe- aber die Bühne wird völlig überbewertet. Plötzlich unterbricht Gemeindepädagoge Ehlers das Trauerspiel. Man singt ein Requiem für die gute Laune (zwei Oktaven zu hoch) und es geht; wortwörtlich, weiter im Text.
Währenddessen sitzt eine dreiköpfige Familie neben mir und hält sich vor Lachen den überdurchschnittlich großen Bauch. Beim Ausspruch "sie waren wirkliche Teufelsbraten" kann sie Mutter nicht mehr halten, heult los und ist fähig das Phänomen Mario Barth zu erklären ohne etwas zu sagen. Sie ist; einfach aber wahr; nicht weniger als ein Genie! Den Satz "Ihr Vater war vor vielen Jahren auf einen fahrenden Zug aufgesprungen", kommentiert der Vater grinsend mit einem " Der hat's schon früher gewusst". Ich schaue fragend zum Himmel. Zwei Absätze später erfahre ich, dass die gemeinsame Tochter Janine heißt. Ich unterdrücke mein Lachen fast vollständig. Muss dann aber doch mein Handy zur Hilfe nehmen und so tun, als so ich eine witzige SMS bekommen hätte.
Inzwischen haben die Leseratten dort oben fast alles durch. Schnell bringt man die drei heiligen Könige (Einer hat eine Pappkrone auf) und die Hirten unter, welche sehr gut durch ihre Wanderstöcke erkennbar sind. Fertig ist die Laube. Toll. Als dann das Stück mit der Message "Bringen wir den scheiß Herodes um!" endet, ist die Slapsticknummer durch und jeder mit mindestens zwei blauen Augen davon gekommen.
Ehlers bittet zum ach so emotionalen Höhepunkt, macht die Lichter in der Kirche aus und lässt das "Oh, du Fröhliche" anstimmen. Zum ersten und letzten Mal stellt sich bei mir so etwas wie Gänsehaut, Empfindung, Freude, "Oh du fröhliche...irgendwat" ein. Aber auch das liegt nur daran, dass ich die (Wie immer! auch ich brauche meine Routine...) Arminia-Version des Liedes inbrünstig intoniert habe und mir dabei mehrfach das letzte Kamper-Tor gegen Stuttgart vor die Augen trat. Wenigstens etwas heiliges an diesem Abend... .
Danach tobt man im Gleichschritt nach Hause und weiß nicht warum man jedes Jahr dort immer wieder hin rennt. Ist es die Hoffnung auf Besserung? Die Unfähigkeit sich zu lösen? Das Gefühl von Sicherheit? Welches sich nur in verstaubten, trägen und sinnleeren Wort- und Gestenhülsen finden lässt? Oder ist es wirklich der Frieden "wenn alle gleich sind.", wenn alles gleich ist?
- Während der Bescherung schrotte ich mein Sektglas - und bin zufrieden.
Mittwoch, 26. Dezember 2007
Samstag, 15. Dezember 2007
Auszug aus meinem wiedergefundenen Verweigerungsschreiben
[...]. Mich beängstigt [...] der seit dem Jahre 1999 schleichende Prozess, bei dem die NATO sich neuen Aufgabenfeldern zugewandt hat, die nicht mehr ausschließlich verteidigender Natur sind, welcher 2002 durch die Beschlüsse von Prag untermauert wurden. Diese Schritte entsprechen nicht meinem Bild einer Verteidigungsarmee, wie es die Bundeswehr (unter anderem nach Beschluss des Grundgesetztes) sein sollte. Ohne die hierarchische Struktur der Bundeswehr zu hinterfragen, die ich für sinnvoll erachte; würde ich den Dienst mit der Waffe antreten, würde ich mich einer Befehlsgewalt überlassen, dessen Ziele nicht mit meinen eigenen Zielen übereinstimmen.
Mit freundlichen Grüßen
Lukas Wilhelmi
Viva la resignation, tschö mit Ö und immer senkrecht bleiben, The "L" Word
Mit freundlichen Grüßen
Lukas Wilhelmi
Viva la resignation, tschö mit Ö und immer senkrecht bleiben, The "L" Word
Freitag, 14. Dezember 2007
Samstag, 8. Dezember 2007
Die große Depression
In der 78. Minute etwa gelang - unter freundlicher Mithilfe von Roman" Da Haargel" Weidenfeller - der 1:6-Ehrentreffer. Als es darauf "Auswärstsieg! Auswärtssieg!"-Rufe aus dem Gästeblock hallte, war dies die erste Gefühlsregung des Mobs, der Masse. Erwacht, hagelte es nun unentschloßen aber immer noch durchdringend "Middendorp raus!" von den Rängen hinab. Nach Spielende schlugen sich 20 Leute mit den Ordnungskräften. zum ersten Mal, in dieser Saison.
Auf dem Weg zum Zug, der nicht kommt treten mir pupertäre Sonnenkinder in die Hacken und fühlen sich stark. Das ist mir egal. Das einzige was jetzt noch zählt, ist Würde zu bewaren. Aufrecht gehen, stehen, den schwarz, weiß,blauen-Schal mehr als einmal glatt streichen, nicht zu Boden gucken. Sachliche Stärke symbolisieren. Schultern und Kopf hoch, Brust raus! Stolz sein! Worauf ist egal, aber jetzt nicht untergehen mit diesem Club, dieser Mannschaft, - diesem Trainer! "Don't shake the hands of fate" schrien Billy Talent einmal dazu.
Als der Anschluß in Hagen seit ca. 15 Minuten weg ist und der nächste erst in ca. 6 Stunden fährt, wird "Würde" auch mehr und mehr zu einem inhaltslosem Begriff, den ich (halb-)vergeblich versuche in den verlassenen Straßen Hagens wieder zu finden. Im Cinestar, in dem ich vergeblich auf eine späte Spätvorstellung gehofft habe, schenkt man mir einen Kuli, der im McDonalds die Rohfassung dieser Schrift liefert. Mehr und mehr wächst die Einsamkeit der Betonwüste und gewinnt ihr mieses, intregantes Spiel über dich haushoch. Du versucht verzweifelt, neurotisch Gespräche anzufangen, was dir auch mit dem Dönermann und einem Dortmundfan aus deinem Zielort gelingt. Aber nur physisch. Selbst in den Sexshops an diesem Freitag im Dezember brennt nach Mitternacht kein Licht mehr.
"In der Stunde der Niederlage ist man entweder allein oder glücklich", hat mal ein Dichter geschrieben (der am 07.08.86 in gadderbaum in ein Bandshirt gehüllt, geboren wurde.) und hat recht - an diesem Abend. Der um 5 geöffnete Kiosk, ein wenig (versuchter) Schlaf auf dem Drahtstühlen in der Bahnhofshalle und Hagen Rether - bis der Akku schlappt macht - beenden die Liason mit der Ruhrpottnacht. Der Schaffner erwüscht mich eine Haltestelle bvor dem Getugsbereichs meines Semesterticket, lässt mich aber damit durchkommen. Geht doch. Um 7.30 Uhr bin zu Hause. Kann mindestens 30 Minuten nicht schlafen. Komische Welt.
Einen Abend später redet man über Endorphinproduktion in der Krise.
Mitlied macht klein. Mitleid macht abhängig, ist abhängig. In Mitleid steckt das "Mit", dass ich im Hagen nicht finden konnte und sollte. Ich war ein allein. Bin es in jedem Stadion dieser Welt. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben. Was Sinn macht ist nichts weiter als; Würde bewahren. Den Schal richten. immer wieder. Wieder los fahren. gegen Stuttgart, nächstes Wochenende. Allein. Ohne Middendorp. Nur ich, mein schwarz-weiß-blauer Schal und meine Würde. Für die sich niemand - kein dortmunder Pickelbomber interessiert. - Aber ich...
Auf dem Weg zum Zug, der nicht kommt treten mir pupertäre Sonnenkinder in die Hacken und fühlen sich stark. Das ist mir egal. Das einzige was jetzt noch zählt, ist Würde zu bewaren. Aufrecht gehen, stehen, den schwarz, weiß,blauen-Schal mehr als einmal glatt streichen, nicht zu Boden gucken. Sachliche Stärke symbolisieren. Schultern und Kopf hoch, Brust raus! Stolz sein! Worauf ist egal, aber jetzt nicht untergehen mit diesem Club, dieser Mannschaft, - diesem Trainer! "Don't shake the hands of fate" schrien Billy Talent einmal dazu.
Als der Anschluß in Hagen seit ca. 15 Minuten weg ist und der nächste erst in ca. 6 Stunden fährt, wird "Würde" auch mehr und mehr zu einem inhaltslosem Begriff, den ich (halb-)vergeblich versuche in den verlassenen Straßen Hagens wieder zu finden. Im Cinestar, in dem ich vergeblich auf eine späte Spätvorstellung gehofft habe, schenkt man mir einen Kuli, der im McDonalds die Rohfassung dieser Schrift liefert. Mehr und mehr wächst die Einsamkeit der Betonwüste und gewinnt ihr mieses, intregantes Spiel über dich haushoch. Du versucht verzweifelt, neurotisch Gespräche anzufangen, was dir auch mit dem Dönermann und einem Dortmundfan aus deinem Zielort gelingt. Aber nur physisch. Selbst in den Sexshops an diesem Freitag im Dezember brennt nach Mitternacht kein Licht mehr.
"In der Stunde der Niederlage ist man entweder allein oder glücklich", hat mal ein Dichter geschrieben (der am 07.08.86 in gadderbaum in ein Bandshirt gehüllt, geboren wurde.) und hat recht - an diesem Abend. Der um 5 geöffnete Kiosk, ein wenig (versuchter) Schlaf auf dem Drahtstühlen in der Bahnhofshalle und Hagen Rether - bis der Akku schlappt macht - beenden die Liason mit der Ruhrpottnacht. Der Schaffner erwüscht mich eine Haltestelle bvor dem Getugsbereichs meines Semesterticket, lässt mich aber damit durchkommen. Geht doch. Um 7.30 Uhr bin zu Hause. Kann mindestens 30 Minuten nicht schlafen. Komische Welt.
Einen Abend später redet man über Endorphinproduktion in der Krise.
Mitlied macht klein. Mitleid macht abhängig, ist abhängig. In Mitleid steckt das "Mit", dass ich im Hagen nicht finden konnte und sollte. Ich war ein allein. Bin es in jedem Stadion dieser Welt. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben. Was Sinn macht ist nichts weiter als; Würde bewahren. Den Schal richten. immer wieder. Wieder los fahren. gegen Stuttgart, nächstes Wochenende. Allein. Ohne Middendorp. Nur ich, mein schwarz-weiß-blauer Schal und meine Würde. Für die sich niemand - kein dortmunder Pickelbomber interessiert. - Aber ich...
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