Samstag, 8. Dezember 2007

Die große Depression

In der 78. Minute etwa gelang - unter freundlicher Mithilfe von Roman" Da Haargel" Weidenfeller - der 1:6-Ehrentreffer. Als es darauf "Auswärstsieg! Auswärtssieg!"-Rufe aus dem Gästeblock hallte, war dies die erste Gefühlsregung des Mobs, der Masse. Erwacht, hagelte es nun unentschloßen aber immer noch durchdringend "Middendorp raus!" von den Rängen hinab. Nach Spielende schlugen sich 20 Leute mit den Ordnungskräften. zum ersten Mal, in dieser Saison.
Auf dem Weg zum Zug, der nicht kommt treten mir pupertäre Sonnenkinder in die Hacken und fühlen sich stark. Das ist mir egal. Das einzige was jetzt noch zählt, ist Würde zu bewaren. Aufrecht gehen, stehen, den schwarz, weiß,blauen-Schal mehr als einmal glatt streichen, nicht zu Boden gucken. Sachliche Stärke symbolisieren. Schultern und Kopf hoch, Brust raus! Stolz sein! Worauf ist egal, aber jetzt nicht untergehen mit diesem Club, dieser Mannschaft, - diesem Trainer! "Don't shake the hands of fate" schrien Billy Talent einmal dazu.
Als der Anschluß in Hagen seit ca. 15 Minuten weg ist und der nächste erst in ca. 6 Stunden fährt, wird "Würde" auch mehr und mehr zu einem inhaltslosem Begriff, den ich (halb-)vergeblich versuche in den verlassenen Straßen Hagens wieder zu finden. Im Cinestar, in dem ich vergeblich auf eine späte Spätvorstellung gehofft habe, schenkt man mir einen Kuli, der im McDonalds die Rohfassung dieser Schrift liefert. Mehr und mehr wächst die Einsamkeit der Betonwüste und gewinnt ihr mieses, intregantes Spiel über dich haushoch. Du versucht verzweifelt, neurotisch Gespräche anzufangen, was dir auch mit dem Dönermann und einem Dortmundfan aus deinem Zielort gelingt. Aber nur physisch. Selbst in den Sexshops an diesem Freitag im Dezember brennt nach Mitternacht kein Licht mehr.
"In der Stunde der Niederlage ist man entweder allein oder glücklich", hat mal ein Dichter geschrieben (der am 07.08.86 in gadderbaum in ein Bandshirt gehüllt, geboren wurde.) und hat recht - an diesem Abend. Der um 5 geöffnete Kiosk, ein wenig (versuchter) Schlaf auf dem Drahtstühlen in der Bahnhofshalle und Hagen Rether - bis der Akku schlappt macht - beenden die Liason mit der Ruhrpottnacht. Der Schaffner erwüscht mich eine Haltestelle bvor dem Getugsbereichs meines Semesterticket, lässt mich aber damit durchkommen. Geht doch. Um 7.30 Uhr bin zu Hause. Kann mindestens 30 Minuten nicht schlafen. Komische Welt.

Einen Abend später redet man über Endorphinproduktion in der Krise.

Mitlied macht klein. Mitleid macht abhängig, ist abhängig. In Mitleid steckt das "Mit", dass ich im Hagen nicht finden konnte und sollte. Ich war ein allein. Bin es in jedem Stadion dieser Welt. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben. Was Sinn macht ist nichts weiter als; Würde bewahren. Den Schal richten. immer wieder. Wieder los fahren. gegen Stuttgart, nächstes Wochenende. Allein. Ohne Middendorp. Nur ich, mein schwarz-weiß-blauer Schal und meine Würde. Für die sich niemand - kein dortmunder Pickelbomber interessiert. - Aber ich...

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