Religion ist nur für die Menschen ein sensibles Thema, die keine Ahnung davon haben. Wer nicht über (seine) Religionen lacht, praktiziert sie nicht.
Das sich Glaubensgrundsätze aus ihren regionalen Gegebenheiten entwickelt haben ist nichts neues. Natürlich wird der Islam Schweinefleisch für falsch erklären und keine andere Religion. Kein anderes Fleisch ist bei Hitze anfälliger zu verderben als das vom Schwein. Und wo ist es wärmer als in dem arabischen Wüstengebieten. Natürlich entwickelt sich eine „Marschkultur“, in den europäisch, christlichen Religionsformen. In keiner Religion gehört das kollektive Wandern so zum traditionellen Inventar wie im Christentum. Ob Nubbelverbrennung, Karneval im allgemeinen, österliche Prozessionen oder der eigens für das christliche Beinevertreten kreierte Begriff „pilgern“, alles hat seinen Ursprung im kalten Europa. Wo man sich bewegen muss, um nicht zu erfrieren. Wo Bewegung aus evolutionärer Sicht keine Gefahr sondern eine Lebenshilfe darstellt. Was die Frage aufwirft ob das Wort „Glaubensgrundsatz“ das zutreffende ist. Diese spirituelle, sinnliche, naturgemäß übermenschliche Assoziation mit dem „Glauben“ verblasst schnell, wenn man sich vor Augen führt wie Religionen entstanden sind, wie wenig autonom sie sich entwickelt haben.
Es gibt keine Zufälle. Der Mensch erschafft sich seine Religion, seine Gebote mit dem für ihn effektivsten Nutzen. Kein Ritual ist vom Himmel gefallen, sondern der Mensch ist gewillt seine eigenen Bedürfnisse vor sich selbst zu rechtfertigen. Rituale (auch nicht religöse) sind Lebenshilfen. Sie helfen dem Menschen im Umgang mit dem Alltäglichen. Wo der Mensch sich selber eine Hilfestellung geben möchte, auf was er achtet und auf was nicht, ist das spannende, aufschlussreiche hierbei. Religion ist ein Spiegel der menschlichen Seele. Und wenn die Seele Frauen unterdrücken möchte oder gutes tun will; Religion und der Glaube an sie ist Begründung, Antrieb und Absicherung der eigenen Handlung. Selbst als ein schlichter Lebensmittelpunkt, in der Existenz um seiner Selbst willen, taugt der Glaube. Was anders wo vielleicht die Familie (oder auch der Fußball) übernimmt, kann auch durch die Gemeinde geleistet werden. Hier liegt vielleicht auch ein Ansatz zu erklären wieso so überdurchschnittliche viele Priester und Pastoren schwul sind (Oder etwa nicht?). Tausche Frau und Kind gehen Vater und Schäfchen. Das Subjekt braucht die Religion mal mehr, mal weniger. Aber nie braucht die Religion das Individuum.
Was aber wenn sich der Glaubensgrundsatz nicht nur aus einer gesellschaftlichen Umweltsituation heraus entwickelt, sondern wenn der Glaubensgrundsatz in die Gesellschaft wieder hinein spielt? Was wenn die zum eigenen Nutzen aufgestellten Regeln und Richtlinien auf Grund ihrer angestrebten Allgemeingültigkeit mehr Schaden anrichten als selbigen zu reduzieren?
An diesem Punkt – und das hat daher auch nichts mit einer übermenschlichen Existenzfrage zu tun – wird Religion kritisierbar. Und dies sowohl in praktischer als auch philosophischer Sicht. Zweifel kommen auf. Wie weit ist es von „das „wahre“ Leben fängt erst nach dem Leben an“, bis zu „Nach mir die Sinnflut“?! Da lässt sich kurz: „Sehr weit entfernt“, antworten und damit wäre die Diskussion beendet. Auch Fragen wie „Warum sehen Papst Benedikt XIVs Gesichtszüge so rein gar nicht danach so als, als ob er jahrzehntelang die Menschen geliebt hätte?“ sind mit einem einfachen „Ich finde er hat schon ein schönes Lächeln“ zu beenden. Oder die Sache mit den pädophilen Priestern ist leicht zu widerlegen. Sind ja nicht alle so. Trotz der Tatsache, dass die „Familienersatzlogik“ (s.o.) auch hier einen ersten monokausalen Ansatz liefern könnte. Könnte die dann extrem ausgelebte Kinderliebe nicht auch einer verdrängten Sehnsucht nach Stablität, Wurzeln, Familie eben, geschuldet sein?! Nur weil es einfach ist, muss es nicht falsch sein. Aber lassen wir Sigmund. Im Kern kann die Kirche diese Fragen nicht beantworten. Die unzulängliche Antwort lautet dann doch immer nur „Jesus“, mit dem ich persönlich kein Problem habe. Aber ausreichen tut diese Antwort immer nur für den der an ihn glaubt. Die Arbeit der ganzen Überzeugungstäter in den ganzen Einkaufspassagen deutscher Großstädte hat genau einen Satz: „Jesus lebt.“. Punkt. Ein Pappschild, ein Stock und jede Menge Ausdauer. Es geht dabei weder um die Art wie Jesus lebte, was sein Leben, sein Schaffen ausmachte oder was das für unser heutiges Leben bedeuten könnte. Es geht einzig und allein darum, die Leute davon zu überzeugen, dass Christen sich richtig entscheiden. Egal bei was. Egal wie sie sich entscheiden. Also geht es nur darum an Jesus zu glauben und damit Christ zu werden. „Wer Jesus hat, hat das Leben“, stand letzte Woche in der Einkauspassage. Alle müssen Christen sein. Ohne dabei zu fragen was ein Christen überhaupt ausmacht. „Jesus war gut – also ist es auch das Christentum.“. Dabei hat das Christentum etwas vom deutschen Beamtentum. Schaff die nicht sonderlich schwere Aufnahmeprüfung und du hast ausgesorgt, kannst von nun an machen was du willst. Und niemand wird dich hinterfragen. Du hast ja den richtigen Ausweis in der Tasche oder die richtige Kette um den Hals. Aber wer war Jesus denn?
Bei NOFX ziert Jesus weintrunken noch das CD-Cover: „Never trust a hippie“ steht darunter. Und genau das bringt mich zum Grab des Hundes mit dem Flöhen. Was ist der Unterschied zwischen eben jenem Hippie-tum wie ihn NOFX bei Jesus verwurzeln und dem 68er-Feindbild welches die christliche Rechte kultiviert und pflegt. Die, von Nixon angeführe ,„schweigende Mehrheit“ verachtete, brandmarkte den Hippie so lange, dass niemand der Kreuzritter bemerkte, dass die Teilnehmer dieses Experiments sich bereits selbst eingestanden hatten gescheitert zu sein. Mein Vater fährt seit kurzem Mercedes, Kombi – mit Erdgasmotor, versteht sich von selbst.
Lange, unkontrollierte Haare, Sandahlen, Drogen und Sätze wie „Habt euch lieb“. Alles, selbst die Drogen sind in der Bibel zwischen den Zeilen verankert. Aber sonst. „Seit nett zu einander.“ Oder „Gehe hin, nimm alles was du hast – und schenk es den Armen. Wenn dich einer auf die rechte … und so weiter“ Sätze die heute entweder von meiner viel zu sehr in der harten Realität angekommenen Generation belächelt werden oder von den selben Menschen auf dem Kirchbänken dieser Welt nickend gepriesen wird. Verpackung ist alles! Die Kirche, das Christentum ist Verpackung. Die Gebote sind eine Präambel, der Grundsatz der Hyporeal-Estate „verantwortungsbewusst zu handeln“. Ich habe kein Problem mit Verpackung, solange sie sich mit dem Inhalt deckt. Aber eine Verpackung als Begründung zu nehmen, dass das Geschenk darin ja gelungen sein muss, ist urchristliche Naivität.
Also, was macht das Christentum um seine Werte, seine Verpackung in die Welt zu tragen – außer diese Worte zu predigen?! Was macht das Christentum? Was machen die Religionen? An dieser Frage haben sich alle Gruppierungen messen zu lassen. Nicht an ihren aufgeschriebenen, wirren, vielzählig (fehl-)deutbaren und schlichtweg veralteten Grundsätzen oder ihren Logikketten, die es für unumgänglich machen Frauen bis zur Unkenntlichkeit zu verpacken. Eine Peinigungskultur, welche im tropischen Osten weit aus wirksamer ist als anderswo. Wo wir wieder bei den Nicht-Zufällen wären.
Warum heißt die Partei, die meines Erachtens am wenigsten Nächstenliebe, so wie ich das Wort verstehe, verbreitet die christlich, demokratische Union?! Wo zum Henker ist Kardinal - „wir müssen die Plage der Schwulen ausschwitzen“ Meisner ein Menschenfischer? Warum nennt Peter Hahne sein Buch, welches die Rückkehr Gottes in die Politik fordert „Schluss mit Lustig“? Überall wird die von der Kirche so angestrebte Harmonie, das seelische Glück über den Humor erreicht. Nichts stärkt den Menschen nach der Liebe so sehr wie der Humor. Auch der über sich selbst. Die Gelassenheit der Selbstironie, die einende Wirkung einer guten Pointe, alles trägt zum Wohlsein des Menschen bei – ohne Kehrseite. Wenn etwas das Immunsystem des Menschen stärkt und somit auch aus evolutionärer Sicht durchaus zu begrüßen ist, dann sind es Sex und Witz. Beidem steht die Kirche nicht gut gegenüber, warum auch immer. Beim Sex wird das sogar ganz deutlich. Da wird nämlich nur der Spaßfaktor gestrichen. Die Sache selber darf weiter bestehen. Wäre aus evolutionärer Sicht aber nicht wirklich ratsam. Es gibt keine Zufälle.
Und an diesem Punkt ist die Frage nach den Gesichtszügen des Papstes weniger belanglos, als viel mehr die rhetorische Formulierung meiner Meinung zu diesem Thema.
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