Ich bin jetzt 23 Jahre alt. Da ist es an der Zeit sich zu befreien. Von Jugend, Schmach und Peinlichkeit. Von Akne, Bravo Hits 18 („mit dem neuen Song der Rednex“) und Französisch-Unterricht. Es ist Zeit den Satz aller Sätze zu sagen. Es ist Zeit für:
„Früher war alles besser“.
Und im unsicheren Lachen über diese neue Peinlichkeit, welches sich vor der eigenen Naivität schützend, über einen wirft, entsteht Gelassenheit. Welche immer nur im Durchschreiten von Schwierigkeiten entsteht, wie Brecht bereits zu sagen wusste. Es ist also nicht nur an der Zeit zu erkennen, dass es sich mit heutiger Gelassenheit weit aus besser lebt. Es bedarf auch zum Erreichen dieser, der Durchschreitung der nicht gerade kleinen Anzahl an Schwierigkeiten. Säuberlich und teilweise fein in Gedichtsform gegossen. Damals, um das Jahr 16 herum. Es war eine ernste, peinliche und viel zu sehr sich selbst ernst nehmende Zeit. Die Schreibform steht dem in Nichts nach.
Also, nicht zu streng in der Lektüre sein. Ich war jung, hatte auch etwas Geld, dafür aber andere Sorgen. Zum Schutze aller habe ich an dieser Stelle stark selektiert und in seltenen Ausnahmefällen auch den Rotstift angesetzt. Aber nur auf sprachlicher Ebene. Die Peinlichkeiten sind zeitlos. Manches mag ich heute noch, Anderes ertrage ich still und stilvoll. Ich verrate aber nicht was wo zutrifft.
So denn; Streng chronologisch, immer chaotisch, das Über-Ich in den Urlaub und die Prägephase auf die Couch – durchschreiten wir das Jammertal, was sich Jugend schimpfte. Danke fürs Zuhören.
Ich bin
Ich bin nicht allein
denn der Fernseher ist an
Ich bin nicht verrückt
denn ich schlucke die richtigen Pillen
Ich bin nicht arm
denn ich verdiene gut
Ich bin nicht traurig
denn ich lächle
Ich bin nicht krank
denn ich bin so wie alle!
Ein Gespräch
Sie: hdl
Er: hdal
Sie: Hab dich lieb!
Er: Hab dich auch lieb!
Sie: Hdgdl
Er: Hdgggdl
Sie: Hdggg...dl
Er: HDSMUGGG...DL
Sie: Ich liebe dich !
Er hatte kein Guthaben mehr
Erfahrungswert
Zu Zeiten als der Frieden die Gewalt niederschlug
Reichten wir uns die Hände
Und waren dennoch nicht verwundert
Mit eisernen Fäusten
Uns bedrohend gegenüber zustehen.
Eine Erfolgsgeschichte
Wenn du alleine bist, denkst du dann an mich
Und tut es dir dann nicht weh?
Wenn du mit anderen redest, sprecht ihr über mich
Und musst du dann nicht getröstet werden?
Wenn du schläfst, träumst du dann von mir
Und wachst du danach nicht schreckartig, schweißnass auf?
Wenn du Fremde triffst, vergleichst du sie mit mir
Und gefallen sie dir wirklich besser?
Wenn du lächelst, bist du dann wirklich glücklich?
Oder musst du dich nicht eigentlich
geschlagen geben.
Vielleicht zu hart?
„Liebe ist...
wenn die Giraffe ihren Hals einzieht
um der Grille eine gute Nacht zu wünschen“
Steht an der Wand der
Klasse, dessen
Lehrerin nie geliebt wurde.
Selbstverleugnung
Du hast die Uniform der
Eigenständigkeit abgelegt
Dich aufgemacht zu suchen
Was du nie vermisst hast um
Fest zustellen, dass du (trotz deiner
Cordhose und deinen Dredlocks)
So geworden bist wie
Deine Eltern!
Keine Pralinenschachtel
Das Leben ist ein Abschlussball.
Manche tanzen, und
Manche sogar mit Partner.
Manche liegen besoffen
In der Ecke.
Ohne Partner.
Ohne zu merken,
Dass ihre Füße gar nicht
bluten
James Dean
Film gedreht
Lied gesungen
Zigarette geraucht!
Unfall gebaut
Schön.
Lernen lernen
Eng umschlungen mit dem Fremdwort
Tanzen. Wir müssen wissen, lächeln
Für die Welt, die Jury
Wir wissen, dass wir lächeln müssen!
„Ökonomischer Pragmatismus“ in die Runde
Pro – Contra und ein AB
(=Arbeitsblatt), dann HA (in Gruppenarbeit)
Kompromiss, Verständnis, Toleranz
„Also, ich fand’s (wirklich!) gut, aber…“
Deine Welt dreht sich
im Dreiviertel-Takt (ca. 45min)
Du weißt wie’s läuft.
Hektik
Festgehalten, am Bier, an der Handtasche
An der Zigarette, labern, lächeln,
Lieben…Mit der Zunge, Ohne Pause,
Ohne Wiederworte, Ohne Not, Oben ohne…
Schnell, los! Tanzen, Rauch in der Kehle
Die Haare richten, in den Subwoofer halten,
Weitermachen, singen, trinken, schreien,
Durchziehen, lästern,
labern, lächeln, Lieben…
Mit dem Nachbarn
Und dessen Nachbarn und dessen Bruder:
Nichts verpassen. Schwindel! – überall –
Im Kopf und im Gespräch. „Festhalten!“ am Bier,
An der Handtasche, das ist sowas wie Kapitalismus,
Der Rhythmus, wo Mann mit
Muss! Dir ist schlecht,
Schlechter, Langeweile… Und der
Absinth wird ru(h)m gereicht.
Bis einer kotzt,
Vor Langeweile.
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