Mit Yannick ist es wie immer. Wir haben uns nichts bedeutsames zu sagen, wissen nichts voneinander, aber genießen uns. Es ist unser erster (und wird unser einziger) Kontakt (sein), bei dem wir nicht beide in der selben kleinen Stadt wohnen und in selben Verein Fußball spielen. Bei Bier aus einer Menge 0,2Liter-Flachen (pfff...) wird Yannick auf den neusten Stand gebracht („wie, der lässt den immer noch auflaufen?!... wie, ihr spielt mit einer Spitze?!“). Spektakulär ist anders. Abenteuer ist anders. Das Ganze nennt sich Urlaub.
Später geht’s in die Innenstadt. Malaga soll auf Grund der großen, anstehenden Osterprozessionen im Stress sein, doch die Siesta dauert mir immer noch zu lange. Nicht meine Kultur.
Doch ein paar Skateboarder und eine zwischen Palmen gelegene Joggingstrecke entlang des Mittelmeeres wirken sympathisch. Der Hafen ist alt und verrostet, der Rest der Wirtschaft scheint zu laufen. Der Strand ist weiß, das Wasser kalt, der Supermarkt ist überraschend teuer und ich erfreue mich an Ampeln, die mir (wie eigentlich überall außer in Deutschland) sagen wieviele Sekunden es noch bis zur nächsten Grünphase sind. So weit.
Abends kochen wir irgendwas mit Curry und gehen danach was trinken und bestellen Oliven dazu. An nächsten Morgen gehe ich alleine zum Strand. Fünf Sekunden nachdem ich ein Klischee-Foto von meinen Füßen im Sand gemacht habe, bekomme ich eine SMS, die von Schneestürmen in Nürnberg berichtet. Ich grinse eine nicht ganz so schöne Frau im Bikini an, sie grinst zurück.
Abends geht’s mit Yannick's Kommilitonen auf Piste. Ein paar unbekannte Biersorten später und mit meiner Wiederentdeckung der deutschen Sprache, hat der Abend Gestalt. Die Frauen sind nett aber nicht spannend und auch nicht schön. Was Vorteile hat, da dies verhindert, dass disharmonische und nicht befriedigte Eroberungstriebe auftreten. Gemütlichkeit ist das Gebot der Stunde. Der Besitzer der Bar spielt mit uns Dart und gibt uns bei jeder verlorenen Runde, eben solche aus. Er verliert oft. Mit der Zeit stellt er auch als Sieger Bier, Tequilla oder H-Milch auf die Theke und man dankt herzlich. Die herzhafte Allzweckwaffe „Hombre“, hilft dabei mit zugehöriger Körpersprache sich ohne Probleme zu verständigen. Es grenzt an einer Wunder, dass ich an diesem Abend nicht kotze. Es gibt auf der Welt zwei universelle Sprachen: Fußball und Alkohol. Mit beidem haben die Amerikaner so ihre Probleme. Aber gut.
Die nächsten 36 Stunden wird Paella Essen gegessen, ins Meer gesprungen, gejoggt und ein Abend alleine vor dem Fernseher verbracht. Bei Chickenwings UND Sparmenü gibt es Pokalhalbfinale. Barcelona in Valencia. Messi gegen Hildebrand. 3:2, Pokaldrama. Zwei Villa-Tore. Es gibt langweiligere Spiele. Eines, zu dem die Überlegung im Raum stand, es zu besuchen und ihm mit teuersten Schwarzmarktkarten beizuwohnen. Doch die Gelassenheit eines Couchabends in der Wohnung eines Freundes, gegenüber vom Foodcourt des Einkaufszentrums gelegen, triumphiert. Auf Geld achtete ich die gesamten Tage eh nicht. Für solch ein Gefühl wurde die Kreditkarte doch überhaupt erst erfunden.
Am nächsten Morgen geht’s nach Hause. Es gibt diese Scrubs-Szene; ein alter Schulfreund war für ein paar Tage zu Besuch und sagt: „Ihr werdet mir fehlen!“. Dann müssen alle über diesen Ansatz von Kitsch und Lüge lachen und gehen zügig, ohne sich um zudrehen auseinander. Wir Männer sind richtig schön einfach.
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