Sonntag, 14. Februar 2010

Hör auf!

Die Welt wird immer kälter. Die Maschinen, die Technik, die unsere Gletscher und Pole zum Schmelzen bringen, erwärmt nicht auch unsere Herzen. Der Rauch aus ihren Schächten, nimmt uns jede Luft zum Atmen. Das große Wort „Freundschaft“ wird untergraben (Nur das Wort, nicht seine Bedeutung, aber erklär' das einer mal der Von der Leyen). Familien brechen auseinander, weil man sich nicht einigen kann, wer die nächsten 6 Stunden World of Warcraft spielen darf. Wie gut, dass es da noch eine letzte Rettung der Zivilisation gibt. Einen letzten grammastrahlen-Streif am Horizont. Die Musik. Einfach, für jeden zu verstehen. Es bedarf nichts, außer der Bereitschaft, sich auf sie einzulassen. Kein Vorwissen, keine Fachkenntnisse. Doch genauso, wie es leicht ist Musik zu lieben, erscheint es genauso schwer uns über sie auszutauschen. Weil sie eben nicht rational ist. Sie erfasst uns – bei aller Technologie – mitten im Herzen (und entgegen der Gewohnheiten an dieser Stelle, ist das nicht mal ironisch gemeint). Musik ist menschlich. Jeder mag Musik. Und weil sie eben jeden von uns, in unseren tiefsten Empfindungen trifft, wird sie bedeutsam. Weil eben unser Geschmack und unsere bevorzugten Musikkapellen genau deswegen massiv an Bedeutung gewinnen. Unsere Werte, unsere Ideen von Leben und unsere Ängste, werden durch unsere CD-Sammlung deutlich. Und wenn es keine Sammlung gibt oder diese aus Vinyl besteht, sagt dies natürlich genauso etwas. Es gilt also erneut, sich der Spezies Mensch zu nähern. Es gilt erneut, dies im Negativismus zu tun. Es gibt soviel schönes auf der Welt und dem Musikmarkt, dass es leichter fällt, die kleinen Opferwelten zu analysieren.Und erneut macht das auch einfach viel mehr Spaß. (...dass dabei mehrere Listenmitglieder Lieblingsbands meiner Ex-Freundin sind, wird hier nicht erwähnt).


Rosenstolz: Rosen und Stolz. Das sind eh schon Dinge, die vor allem von Menschen gemocht werden, die entweder zu oft oder zu wenig verletzt wurden. So wohl auch die immer in den richtigen Momenten emanzipierte oder doch nähebedürftige („nur wenn das Leben weh tut, ist es gut“) Frontfrau Anna und ihr übergeoutete Nebenmann. Der heißt wirklich Peter und niemand weiß, was er eigentlich musikalisch so beisteuert. Er spielt jedenfalls kein Instrument und singt nur alle paar Alben mal. Aber bei Rosenstolz geht es auch nicht um Musik. Es geht um mehr. Um alles, was eigentlich schon da war. Um freie Liebe, Blumen im Haar, Selbstverwirklichung durch das Überqueren einer roten Ampel – nachts um halb Vier und durch „hier kommt die Sonne, hier kommt das Licht“. Oder auch „Liebe ist alles, Liebe ist alles, Liebe ist alles [...]“. Ja, danke. Vor allem für den Subtext. Lagerfeuerromantik im Sekretärinnenbüro. So glatt und reibunsglos, dass es sogar dem Lokalradio zu viel ist. Nein, Rosenstolz sind weder zeitgemäß, abwechslungsreich, noch irgendetwas mit Gewicht. Wie ihr Publikum. Denn, wenn man nichts sagt, ist die Chance am größten, dass sich irgendwer verstanden fühlt. Oder anders; Niemand kauft Kitsch, außer die Millionen, die es tun. Fragen wir Modern Talking dazu.
Lieblingszeile: „Ich muss mich jetzt nicht finden / Darf mich nur nicht verliern.“


Sportfreunde Stiller: Frage: Was haben Männer in Frauenkleidern, zum Ende des Satzes laut werdende Menschen und die Sportfreunde Stiller gemeinsam? - Bei allen weiß man, dass es witzig gemeint ist. Aber das ist das Dilemma. Denn leider ist ein guter Witz in sich, seiner Pointe, genauso wie im Moment seines Erscheinens immer eins; unerwartet. Die Sportfreunde Stiller (ein goldiger Name) sind der hörbar gewordene Beweis dafür, dass es andersrum nicht funktioniert. Ein rotes Telefon als Mikro, immer die selbe Trainingsjacke, das kultivieren des Bayern-Fan-Seins und die Texte im Allgemeinen. Es gibt nichts verkrampfteres als aufgesetzte Lockerheit „Wie ne Eiszeit ohne Schnee / England ohne Tee / Fühl ich mich“. Charmant geht anders. Auch in Sachen Struktur geht es kaum biederer; Ob Komplimente gemacht werden („Ein Kompliment“, ach so.), oder Gründe aufgezählt werden, warum der eine Ex-Bayern-Spieler jetzt rockt („Ich Roque“, haha) oder irgendwer nicht mehr los lassen soll (genau; „Lass mich nie mehr los“). Den Ideenreichtum eines Achtklässlers, bei der Pflichthausaufgabe ein Gedicht zu schreiben (Titel: „Gefühle“), übertrifft das nie. Es gibt keinen Grund diese Band zu hören. A pro pos hören; dieser ekelhafte Sprechgesang, welcher genauso so tut, als ob er witzig ist, aber nur kaschiert, dass niemand hier singen kann. Von weiteren musikalischen Fähigkeiten kann man hier jetzt nicht ankommen. Aber das wäre auch nicht schlimm, wenn Musik hier nur das Medium ist, für weitere unterhaltsame Elemente. Doch wo Olli Schulz oder Wir sind Helden noch ein wenig Gespür für Wahrheiten oder Wortwitz haben, sind die Sportfreunde Stiller einfach nur scheiße! Sie sind der laute Mittelstufler, den man damals noch spannend fand, bis man beim Nachtreffen merkt, dass ja gar nichts aus ihm geworden ist. Man selbst ist erwachsen geworden, die Sportis haben einen Plattenvertrag bekommen. Nur Gott weiß warum. Lieblingszeile: 54, 74, 90, 20.... äh.... 10...14....egal“



die Reihe wird fortgesetzt...

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